2015 ernannte ihn Papst Franziskus zum Berater des Päpstlichen Rates Justitia et Pax. Im Jahr 2000 galt Radcliffe als ein Kandidat für die Nachfolge von Kardinal Basil Hume als katholischer Erzbischof von Westminster. 2003 wurde er Ehrendoktor der Universität Oxford. Er gehört der Dominikaner-Gemeinschaft in Oxford an.
Kirchlicher Querdenker
Der Ordensmann gilt als kirchlicher Querdenker. So sprach er in einem Vortrag vor Geistlichen von "schlagkräftigen, wenn nicht sogar überwältigenden" Argumenten zugunsten verheirateter Priester. Wiederholt verlangte er mehr Gehör für lokale Kirchen. Das Aussterben von Ordensgemeinschaften kommentierte er als normalen Gang der Geschichte. So seien 62 Prozent der Gemeinschaften, die es vor 1800 gab, heute nicht mehr vorhanden.
Dass eine Kongregation nicht mehr lebensfähig sei, könne auch bedeuten, dass sie "ihren Zweck erfüllt" habe, so Radcliffe. Wenn sie ihn noch nicht erfüllt habe, müsse sie fragen, ob diese Aufgaben nicht auch von Laien übernommen werden könnten. Im Zeitalter des Internet könnten Ordensleute weiter segensreich wirken, "wenn wir kreativ sind und genug Fantasie haben".
Radcliffe plädiert für Offenheit
Gegenüber neuen charismatischen Bewegungen plädierte Radcliffe für Offenheit. In der Kirchengeschichte sei beim Erscheinen eines neuen Typs von Ordensleben immer der Tod der bisherigen Formen erwartet worden. Tatsächlich aber hätten unterschiedliche Stile geistlichen Lebens nebeneinander bestehen können.