DOMRADIO.DE: Nach dem Osnabrücker Missbrauchsgutachten im Herbst ist Bischof Bode nicht zurückgetreten. Sie haben sich hinter ihn gestellt. Wie überraschend war das jetzt am Wochenende, als die Meldung von seinem Rücktritt kam?
Katharina Abeln (Vorsitzende des Osnabrücker Katholikenrates): Das war in der Tat sehr überraschend. Natürlich war klar, auch damals schon, dass Konsequenzen gezogen werden müssen. Für mich war es aber auch ein guter Weg, innerhalb des Amtes die Konsequenzen zu ziehen und an der weiteren Aufarbeitung aktiv zu arbeiten. Es war ein Zwischenbericht, natürlich mit vielen nachgewiesenen Fehlern. Das wissen wir alle. Aber dieser Rücktritt jetzt kam für mich wirklich sehr überraschend und ich bedauere diesen Schritt auch ein Stück weit. Zugleich muss ich aber auch sagen: Es ist ein mutiger und natürlich sehr konsequenter Schritt, um die Verantwortung auch wirklich auch zu übernehmen.
DOMRADIO.DE: Warum bedauern Sie das?
Abeln: Weil mit Bischof Bode nicht nur für Osnabrück, sondern auch für die deutsche Kirche ein großer Reformer geht. Es ist ganz wichtig gewesen, nicht schon im Herbst zu gehen. Wir hatten jetzt noch die abschließende Veranstaltung das Synodalen Weges und Bischof Bode war da eine wichtige Person, nicht nur für das Forum der Frauen, sondern auch als ein gutes Sprachrohr für viele Bischöfe. Er hat dort gute Stimmen und Reformen vertreten. Und da hätten wir auch beim Synodalen Weg nicht drauf verzichten können. Für Osnabrück sowieso nicht, aber auch in diesem Bereich ist es wichtig gewesen. Auch, dass er diese Zeit genutzt hat.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet dieser Rücktritt für die Kirche in Osnabrück und Deutschland?
Abeln: Ich bin natürlich froh, dass er für unser Bistum einige Pflöcke eingeschlagen hat. Auch nochmal im Sinne des Synodalen Weges. Mit der Taufspende und der Segensfeier für alle, mit dem Predigtdienst für Frauen und Männer. Ich glaube, das sind wichtige Zeichen.
Dieser Rücktritt bedeutet natürlich auch sehr konsequent die Verantwortungsübernahme in Sachen Missbrauchsaufarbeitung. Das ist etwas, das noch mal für viele auch ein wichtiges Zeichen ist.
DOMRADIO.DE: Könnte oder sollte dieser Schritt auch ein Vorbild für andere Bischöfe sein?
Abeln: Das bleibt, glaube ich, ganz spannend zu beobachten. Ja, ich glaube schon. Ich glaube, dass sich da auch viele Bischöfe dran orientieren werden. Aber welche Konsequenzen das jetzt allgemein haben wird, das bleibt, glaube ich, wirklich auch abzuwarten.
DOMRADIO.DE: Wie geht es denn in Osnabrück nun weiter? Sie haben jetzt ja keinen Bischof mehr.
Abeln: Erst einmal sind wir natürlich in einer Zeit, wo viele die Sorge haben: Wir haben keinen Bischof, können wir überhaupt noch weiterarbeiten? Ich glaube, wir müssen erst recht weiterarbeiten. Wir sind gut vorbereitet. Ich glaube, dass wir auch in unserem Bistum schon mit vielen synodalen Strukturen gute Erfahrungen gemacht haben und wir diese Zeit der Vakanz auch gut überbrücken werden, also auch da gut gestärkt sind.
Im Sinne der Bischofswahl werden wir natürlich auch da sofort schon den Synodalen Weg auch ein wenig mit einarbeiten. Da gibt es ja die Möglichkeit, dass auch Laien beteiligt werden. Und ich denke, dass wir diesen Weg auch gehen werden. Da gab es jedenfalls schon erste Gespräche.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.