Auf der Vollversammlung wurde ein entsprechender Beschluss gefasst, wie die oberste Vertretung der katholischen Laien im Erzbistum am Freitag mitteilte.
Darin wird an die Entscheidungsträger auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene appelliert, die veranschlagten Kosten als "Investition in die gesellschaftliche Zukunft" zu erachten und die Weiterentwicklung der Gedenkstätte "Stalag 326" zum zentralen Erinnerungsort für die Opfergruppe der sowjetischen Kriegsgefangenen angemessen auszustatten.
Das demokratische Bewusstsein schärfen
"Gerade in der Zeit des wachsendenden Rechtspopulismus und der immer weniger werdenden Zeitzeugen haben Gedenkstätten eine wichtigere Bedeutung denn je, um unsere Demokratie zu stärken", erklärte der Vorsitzende des Diözesankomitees Jan Hilkenbach.
Vorstandsmitglied Johannes Menze ergänzte, Erinnerungsorte wie das "Stalag 326" schärften das demokratische Bewusstsein, "weil sie den Abgründen der Menschenverachtung und der Ideologie gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aufklärerisch entgegenwirken."
Nach den Plänen von Bund, Land Nordrhein-Westfalen und Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) soll der Gedenkort für Kriegsgefangene der Nationalsozialisten aus der ehemaligen Sowjetunion bis 2031 zu einer nationalen Gedenkstätte erweitert werden.
Die Pläne liegen derzeit jedoch auf Eis, nachdem im September im Gütersloher Kreistag eine Mehrheit mit Stimmen von CDU, AfD und FWG/UWG (Kreisverband der Freien und Unabhängigen Wähler Gütersloh) gegen die geplante Beteiligung an den Betriebskosten in Höhe von 460.000 Euro jährlich votiert hatte.
Projekt ohne kommunale Beteiligung nicht durchführbar
Bund, Land und LWL haben Zusagen zum Ausbau der Gedenkstätte in Höhe von 64 Millionen Euro gegeben. Die Betriebskosten sollen nach dem Ausbau gemeinsam vom LWL (55 Prozent), dem Land (20 Prozent) und den Kommunen in der Region (25 Prozent) getragen werden.
Das Projekt ist nach Angaben des Landschaftsverbandes LWL ohne kommunale Beteiligung an den Betriebskosten nicht durchführbar. Eine Machbarkeitsstudie für den Ausbau der Gedenkstätte hatte der LWL bereits vor drei Jahren im Kreistag Gütersloh vorgestellt. Eine Lenkungsgruppe unter der Leitung des NRW-Landtagspräsidenten André Kuper (CDU) sucht nun nach Lösungen, um die geplante Gedenkstätte zu realisieren.
Die kleine Gedenkstätte in Schloß Holte-Stukenbrock erinnert an die 300.000 größten sowjetischen Kriegsefangenen, die von 1941 bis 1945 das sogenannte "Stammlager 326" (Stalag) der Nationalsozialisten durchliefen und von dort aus zur Zwangsarbeit im Ruhrbergbau, in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt wurden.
Schätzungen zufolge starben etwa 65.000 Menschen aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen, in einem nahe gelegenen Lazarett und in den Arbeitskommandos.