DOMRADIO.DE: Hier in Paderborn gibt es ein ganz besonderes Glockengeläut und das passt ideal zu meiner Friedens-Pilger-Tour. Warum?
Monsignore Joachim Göbel (Paderborner Dompropst): Bevor die Glocken 1956 vom Bochumer Verein hier hingekommen sind, hat man sich in der Planung überlegt, dass man ein Friedensgeläut haben möchte. Das war direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Paderborn war gerade erst wieder so einigermaßen aufgebaut. Und so hat man jeder der sechs Glocken ein eigenes Friedensthema gegeben.
DOMRADIO.DE: Das Thema Frieden bewegt die Paderborner bis heute.
Göbel: Bis in die letzte Glocke, die wir zum Jubiläum 2018 mit einer kleineren Glocke zusammen in den Turm gehängt haben. Die hat den Namen "Jesus Christus Unser Friede". Und so macht sie auch mit diesem Namen das Geläut perfekt und rund.
DOMRADIO.DE: Glocken tragen immer eine Botschaft nach außen und gehören damit auch immer zur Kirche dazu. Was für eine Botschaft sollen die Glocken hier in Paderborn transportieren?
Göbel: Der Dom-Turm alleine, nicht nur die Glocken, war früher immer ein Bild für die Predigt und den Prediger, der die Botschaft weit hinaus ins Land bringt.
Für die Kirche wünsche ich mir eine bessere Streitkultur, dass man Kompromisse sucht und aufeinander zugeht, aufeinander hört. Wenn das die Glocken weit in alle deutschen Bistümer tragen würden, wäre ich ganz glücklich.
DOMRADIO.DE: Das wäre die innerkirchliche Perspektive. Welche Friedensbotschaft gilt es aus außenkirchlicher Perspektive den Menschen näherzubringen?
Göbel: Da würde ich mir wünschen, dass wir uns mal einen Augenblick innerhalb dieser Vielzahl an Kriegen, Krisen und Auseinandersetzungen herausziehen sollten, um zunächst mal persönlich bei uns selber zu schauen, was mich persönlich dazu bewegt, mich für den Frieden einzusetzen. Was ist mein Motiv? Und wie kann ich das umsetzen? Wie kann ich mit dem, was mir möglich ist, Frieden machen?
Ich kann nicht mit Putin verhandeln. Die Frage ist: Was kann man trotzdem tun, um eine Gesamtwirkung zu erzielen?
DOMRADIO.DE: Was tut Joachim Goebel ganz konkret in seinem persönlichen Umfeld?
Göbel: Ich versuche in den unterschiedlichen Gruppen und Gremien, in denen ich bin, eine Atmosphäre zu schaffen, wo jeder sagen kann, was er möchte und sein kann, wie er will, um dann eine gemeinsame Linie zu finden, auf der sich möglichst viele treffen können, um etwas zu erreichen.
DOMRADIO.DE: Ist Friede mehr ein Geschenk oder mehr ein Ergebnis einer Arbeit, einer Leistung?
Göbel: Ich glaube, Friede ist ein Geschenk. Aber das bekommen wir nicht, ohne etwas dafür zu tun.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.
Information der Redaktion: Alle Informationen zur Rad-Pilger-Tour für den Frieden finden Sie hier.