KNA: Sind Sie gut vorbereitet auf den Start der Paralympischen Spiele?
Georg Pettinger: Ja, ich komme gerade aus Rio nach Sao Paulo zurück, wo ich die letzten Vorbereitungen und Besprechungen erledigt habe. Im Pfarrhaus habe ich alles für das Eintreffen meines evangelischen Kollegen Christian Bode und seiner Familie in die Wege geleitet. Zudem habe ich mit vielen Menschen über die beendeten Olympischen Spiele und die kommenden Paralympics gesprochen.
KNA: Und, wie ist die Stimmung?
Pettinger: Soweit recht gut. Die Leute freuen sich, noch einmal Gastgeber sein zu dürfen. Die Eintrittspreise sind vor wenigen Tagen gesenkt worden, sodass sich die Zuschauerzahlen vielleicht noch erhöhen. Auch wenn in Brasilien derzeit die wirtschaftlichen und politischen Probleme dadurch nicht in den Hintergrund geraten. Trotz aller Unkenrufe und Sicherheitsbedenken sind die Olympischen Spiele gut über die Runden gegangen. Das Land hat alles hinbekommen und die Bevölkerung ist nach meinen Beobachtungen schon fast enthusiastisch wegen der neuen Verkehrsanbindungen.
KNA: Was ist Ihrerseits für die Spiele geplant?
Pettinger: Es wird eine tägliche SMS mit Gedanken zum Tag geben. Für diesen Service können sich die Athleten anmelden. Wir sind außerdem jederzeit für die Sportler telefonisch erreichbar und laden zu Gottesdiensten ein. Alles Weitere lassen wir auf uns zukommen, denn wie die Olympiade mit dem tragischen Unfalltod von Kanu-Trainer Stefan Henze gezeigt hat, müssen wir mit allem rechnen. Auch wenn ich davon ausgehe, dass wir uns eher mit dem Beistand bei Niederlagen und Enttäuschungen beschäftigen werden.
KNA: Auf was freuen Sie sich besonders?
Pettinger: In den Stadien die Leistungen live zu sehen, darauf freue ich mich wirklich. Ich bin zudem fasziniert, was der Mensch für Möglichkeiten erfunden hat, so dass Behinderte solche Leistungen erbringen können. Beispielsweise finde ich es spannend, dass eine Person, die keine Beine hat, mit Prothesen solch hohe Geschwindigkeiten erreichen kann.
KNA: Glauben Sie, dass die Paralympics in Brasilien etwas bewirken?
Pettinger: Jetzt schon positiv ist, dass auf Plakaten und im Fernsehen Werbung mit behinderten Menschen gemacht und so eine breite Öffentlichkeit erreicht wird. Ich hoffe, dass die brasilianische Bevölkerung für ihre Bedürfnisse sensibilisiert wird. In manchen Regionen Brasiliens werden Behinderte teils von ihren Familien versteckt. Die Spiele könnten helfen in einem Land, in dem Schönheit und das Äußere im Vordergrund steht, davon wegzukommen und sich auch auf andere Werte zu konzentrieren.
Das Interview führte Rainer Nolte.