Rund 300 Christen haben vor dem Parlament der pakistanischen Provinz Punjab in Lahore für eine Aufhebung des Blasphemiegesetzes demonstriert. Das berichtet der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag). Vergangene Woche war ein der Blasphemie beschuldigter Christ nach der Misshandlung durch radikale Muslime gestorben.
Gedenken mit Kerzen und Bild
"Die Regierung sollte aufhören, extremistische religiöse Gruppen zu unterstützen. Minderheiten haben jetzt Angst zu schlafen, weil sie befürchten, jemand könnte vor ihrem Haus blasphemisches Material ablegen", wird Samson Salamat, Vorsitzender der Bürgerrechtsorganisation Rawadari Tehreek, zitiert. Die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit (USCIRF) erklärte, das Blasphemiegesetz ermutige Privatpersonen und Gruppen zu Selbstjustiz.
Die Demonstranten gedachten laut Ucanews mit Kerzen und einem Bild des 74-jährigen Nazir Masih, der am 3. Juni starb, nachdem ihn ein muslimischer Mob im Bezirk Sargodha in Punjab angegriffen hatte. Im islamisch geprägten Pakistan machen Christen und Hindus jeweils 1,6 Prozent der rund 241 Millionen Einwohner aus.
Lebenslange Haft oder Todesstrafe
Im pakistanischen Strafrecht kann Blasphemie, verstanden als Beleidigung des Islam und des Propheten Mohammed, als schwere Straftat mit lebenslanger Haft oder Todesstrafe geahndet werden. Seit den 80er Jahren wurden Dutzende Menschen, Muslime als auch Nichtmuslime, wegen Blasphemie festgenommen und verurteilt. Allerdings wurde noch nie ein Todesurteil wegen Blasphemie vollstreckt. Immer wieder gab es wegen Blasphemievorwürfen jedoch Lynchjustiz und Angriffe auf Häuser und Kirchen von Christen. Zwischen 1994 und 2023 wurden laut der christlichen Menschenrechtsgruppe Center for Social Justice 95 Personen durch solche Akte getötet.