"Wir sind beunruhigt, wenn unsere Schwestern und Brüder über ihre Beziehungen zu religiösen Dialogpartnern mehr in Sorge sind als über unser Leben unter brutaler Besatzung", heißt es in einem Dossier der palästinensisch-christlichen Initiative "Kairos-Palästina" und "Global Kairos for Justice", aus dem die "Association France Palestine Solidarité" (Mittwochabend) zitiert.
Forderung nach deutlichen Worten
Israel brauche Freunde, die ihm die Wahrheit sagen, sagte der Vorsitzende von "Kairos Palästina", der emeritierte Lateinische Patriarch von Jerusalem Michel Sabbah, laut Bericht bei der Vorstellung des Dossiers. Das 28 Seiten umfassende Dokument mit dem Titel "Das System der Apartheid in Israel. Ein dringender Aufruf an die Kirchen in aller Welt, Gerechtigkeit zu üben" wirft Israel vor, ein Apartheid-Regime zu sein. Eine gründliche Prüfung der Fakten vor Ort begründe diesen Vorwurf eindeutig.
Unter anderem geht die Initiative auf die wiederholt vorgebrachten Einwände gegen den Gebrauch des Apartheid-Begriffs für Israel ein. Der Begriff beziehe sich "auf eine Wahrheit, sowohl in seiner Definition im internationalen Recht als auch in seiner Beschreibung der Realitäten vor Ort". Die Kirche dürfe das Leiden der Palästinenser unter der israelischen Besatzung nicht sprachlich beschönigen, sondern müsse deutlichere Worte wählen.
Kein Kampf gegen den Staat Israel
"Wenn die Kirche sich weigert, Israels Gesetze und sein Handeln als Apartheid zu bezeichnen, trägt sie zu deren Fortbestand bei", so die Initiative. Die Kirche dürfe nicht darauf warten, dass die internationale Gemeinschaft Israels Apartheid offiziell verurteile, sondern müsse "die internationale Gemeinschaft formen und anführen".
Der Kampf um die Freiheit der Palästinenser sei nicht gegen den Staat Israel gerichtet. Nur durch die Freiheit der Palästinenser könnten beide Völker "Gerechtigkeit, Frieden, Sicherheit und Liebe" erlangen.