Wie lokale Medien am Freitag (Ortszeit) berichteten, schrieb der Papst, dass Geistliche "Verbrechen begangen haben, die Kindern ein Leben lang schaden" und die auch der Kirche Schaden zugefügt hätten.
Den Verantwortungsträgern in der Kirche, "die hätten aufpassen müssen", warf er Nachlässigkeit vor.
Boliviens Präsident forderte Zugang zu Missbrauchs-Akten
Die Missbrauchskrise sei "weiterhin eine der größten Herausforderungen für die Kirche in unserer Zeit", erklärte Franziskus. Der bolivianischen Regierung versprach er seinen "festen Willen" zur Zusammenarbeit. Der Papst antwortete damit auf ein Schreiben des bolivianischen Präsidenten.
Der Linkspolitiker hatte den Vatikan im Mai aufgefordert, alle Unterlagen und Dokumente über zurückliegende Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche in der Andennation für die Behörden zugänglich zu machen.
Forderung nach Ende der "Jahre der Straflosigkeit"
In einem direkt an Papst Franziskus gerichteten Brief schrieb er laut der Zeitung "El Deber": "Ich fordere, dass die bolivianische Justiz Zugang zu allen Akten, Aufzeichnungen und Informationen erhält, die sich auf die Anschuldigungen und den sexuellen Missbrauch durch katholische Priester und Ordensleute auf bolivianischem Territorium beziehen. Diese Jahre der Straflosigkeit können nicht endlos weitergehen, ohne dass die Justiz die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht."
Jesuit soll Dutzende von Kindern missbraucht haben
Den Stein ins Rollen gebracht hatten Recherchen über einen inzwischen verstorbenen spanischen Priester, der in den 1980er Jahren Dutzende Minderjährige missbraucht haben soll.
Die Tageszeitung "El Pais" hatte Zugang zum Tagebuch des spanischen Jesuiten Alfonso Pedrajas Moreno.
Mutmaßlicher Täter war Lehrer an katholischen Schulen
Daraus soll hervorgehen, dass er während seiner Tätigkeit als Lehrer an katholischen Schulen in Bolivien bis zu seinem Tod im Jahr 2009 Dutzende von Kindern missbraucht hat.
Laut den vorliegenden Informationen ist davon auszugehen, dass Pedrajas Moreno 89 Vergewaltigungen von Minderjährigen in seinem Tagebuch gestand.
Bolivianische Jesuiten entschuldigten sich für beschämende Lage
Der letzte Eintrag stammt vom 11. Oktober 2008. Das Tagebuch des Jesuiten soll zudem Hinweise auf ein Netzwerk der Vertuschung geben. Inzwischen gibt es weitere Vorwürfe gegen verstorbene Jesuiten.
In einer ersten Reaktion bedauerten die bolivianischen Jesuiten "das den Opfern zugefügte Leid" und erklärten: "Wir schämen uns für diese Situation."