Papst äußert Sorge über Zustand der Demokratie

"Gleichgültigkeit ist ein Krebsgeschwür"

Die derzeitige Krise der Demokratie macht dem Papst Sorgen. Bei einem Treffen mit sozial engagierten Katholiken in Triest machte er Vorschläge, was dagegen zu tun sei. Die Kirche sieht er in der Pflicht.

Papst Franziskus in Triest (dpa)
Papst Franziskus in Triest / ( dpa )

Papst Franziskus hat Katholiken aufgerufen, die Demokratie aktiv mitzugestalten. "In Italien reifte das demokratische System nach dem Zweiten Weltkrieg auch dank des entscheidenden Beitrags der Katholiken", sagte er am Sonntag in Triest. Er sprach zum Abschluss der 50. katholischen Sozialwoche zum Thema "Im Herzen der Demokratie".

"Wir können stolz auf diese Geschichte sein", betonte der Papst. Daher sollten die kirchlich Engagierten auch heute Verantwortung übernehmen, "etwas Gutes in unserer Zeit aufzubauen", sagte er vor etwa 1.200 Teilnehmern im Kongresszentrum der nordostitalienischen Stadt, darunter etwa 300 Jugendliche sowie 80 Bischöfe.

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Die Kirche solle sich stärker um soziale und politische Bildung bemühen. "Wir können Orte für Diskussion und Dialog bieten und Synergien für das Gemeinwohl fördern", so Franziskus. Italiens Katholiken sollten "Pilger der Hoffnung für das Italien von morgen" sein, sagte er mit Blick auf das kommende Heilige Jahr 2025, das unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" steht.

Sie sollten den Mut haben, in der öffentlichen Debatte Vorschläge für Gerechtigkeit und Frieden einzubringen, forderte Franziskus. Christen müssten "eine Stimme sein in einer Gesellschaft, die oft sprachlos ist und in der zu viele keine Stimme haben".

Korruption, Ungerechtigkeit und soziale Ausgrenzung

Gründe für die Krise der Demokratie seien Korruption, Ungerechtigkeit und soziale Ausgrenzung. "Jedes Mal, wenn jemand ausgegrenzt wird, leidet die gesamte Gesellschaft", so der Papst. Das Christentum habe zur kulturellen und sozialen Entwicklung Europas beigetragen. Nun könnten auch die Prinzipien der katholischen Soziallehre den Dialog zwischen der Zivilgesellschaft und den politischen Institutionen fördern.

Der Papst rief dazu auf, Polarisierung in der Politik zu überwinden.Um Menschen für Demokratie zu mobilisieren, brauche es Kreativität. Franziskus lobte Arbeitgeber, die Stellen für Menschen mit Behinderung schaffen, Arbeitsplätze erhalten und ökologische Standards umsetzen, aber auch Menschen, die sich für Familien, Arbeit, Bildung, barrierefreie Wohnungen, Mobilität und die Integration von Migranten einsetzen.

Menschen mit der Hoffnung anstecken

Politiker sollten wie gute Hirten mitten in ihrer Herde sein, wandelte er ein häufig gebrauchtes Bild aus der Bibel ab. Aufgabe der Kirche sei es, Menschen mit der Hoffnung anzustecken. "Ohne sie wird die Gegenwart nur verwaltet, und die Zukunft kann nicht aufgebaut werden", so Franziskus.

Die Sozialwoche war am Mittwoch von Staatspräsident Sergio Mattarella gleichfalls mit einer Rede zum Thema Demokratie eröffnet worden. Franziskus ist nach Johannes Paul II. (1978-2005) der zweite Papst, der die seit 1907 veranstalteten Tagungen besucht.

Quelle:
KNA