Papst Franziskus hat am Sonntag erstmals bei einer Messe im Petersdom Frauen und Männer zu den Diensten des Lektors und Katecheten beauftragt. Diese Aufgaben sowie die des Akolythen hatte das Kirchenoberhaupt im vergangenen Jahr mit eigenen Erlassen aufgewertet. Die damit verbundene offizielle Beauftragung zu einem dauerhaften Dienst nahm Franziskus bei der Messe zum Wort-Gottes-Sonntag persönlich vor.
In der Weltkirche bereits seit langem üblich
In vielen Teilen der katholischen Weltkirche ist es bereits seit langem üblich, dass Frauen und Männer als Laien in Gottesdiensten Lesungen und Fürbitten vortragen sowie Aufgaben wie Vorsänger, Vorbeter oder Ministranten im Gottesdienst übernehmen. Vor allem in der Kirche Afrikas, Lateinamerikas und Asiens übernehmen zudem Männer wie Frauen als Katecheten oder Katechisten in Gemeinden wichtige Aufgaben.
Mit dem Erlass "Spiritus Domini" (Der Geist des Herrn) hatte Franziskus im Januar vergangenen Jahres das Kirchenrecht dahingehend geändert, dass in der katholischen Kirche auch ganz offiziell und dauerhaft Frauen den Dienst einer Lektorin und Kommunionhelferin ausüben. Ebenso können Mädchen und Frauen als offiziell beauftragte Messdienerinnen tätig werden. Gleichzeitig hatte er das Nein zur Priesterweihe von Frauen bekräftigt.
Mindestalter und notwendige Voraussetzungen für die Beauftragung zu Lektorat und zum Akolythen bestimmen weiterhin die örtlichen Bischofskonferenzen. Bisher konnten Frauen wie nicht geweihte Männer mittels einer zeitlich begrenzten Beauftragung die Aufgabe eines Lektors und Kantors übernehmen.
Stärkere Anerkennung für Laien – insbesondere Frauen
Zu den Aufgaben eines Akolythen oder einer Akolythin gehören die Austeilung der Kommunion sowie der Ministrantendienst. Aber auch die Leitung liturgischer Gebete, etwa einer Rosenkranzandacht, oder die Aussetzung des Allerheiligsten - der gewandelten Hostie - zur Anbetung durch die Gläubigen gehören dazu. Neu ist in beiden Fällen, dass diese Dienste mit einer offiziellen Beauftragung verbunden sind.
Mit diesen Erlassen verfolgt Franziskus ein konservatives wie ein progressives Anliegen. Einerseits will er den Unterschied zwischen "Weiheämtern" nur für Männer sowie "Nicht-Weihe- oder Laienämtern" für alle klarer gestalten. Andererseits will Franziskus den Beitrag von Laien, insbesondere Frauen, für das kirchliche Leben stärker anerkennen.
Das Gleiche gilt für die Aufwertung des Katechetendienstes. Mit seinem Dekret "Antiquum ministerium" vom Mai 2021 schuf er förmlich "den laikalen Dienst des Katecheten". Einen solch offiziellen Rahmen gab es vorher auch für diese Tätigkeit nicht. Auch hier sollten die Bischofskonferenzen weltweit für potenzielle Kandidaten "den notwendigen Ausbildungsweg sowie Normen und Kriterien für den Zugang" erarbeiten.
Offizielle kirchenamtliche Beauftragung
Im Dezember dann veröffentlichte der Vatikan den liturgischen Ritus für die entsprechende kirchenamtliche Beauftragung. Diesen nahm der Papst am Sonntag nun erstmals im Petersdom öffentlich vor. Dabei beauftragte er sechs Frauen und zwei Männer als Lektoren sowie fünf Männer und drei Frauen als Katecheten. Die Kandidaten stammten aus Italien, Polen, Spanien, Südkorea, Pakistan, Ghana, Brasilien und Peru.
In seiner Predigt mahnte Franziskus, nicht eigene Vorstellungen, sondern das Wort Gottes in den Mittelpunkt von Leben und Wirken zu stellen. Die Heilige Schrift diene nicht der persönliche Unterhaltung oder abgehobener Gottesdienste. Sie diene allein dazu, Gott zu offenbaren und sich dem Dienst am Nächsten zu öffnen.
Nachdem die insgesamt 16 Kandidatinnen und Kandidaten kniend gesegnet wurden und die Gemeinde für sie gebetet hatte, erhielten die Lektoren aus der Hand des Papstes jeder eine Bibelausgabe, die Katecheten hingegen ein Kruzifix, das dem bekannten, von Johannes Paul II. verwendeten Hirtenstab nachempfunden ist. Die Feier fand während des Wort-Gottes-Sonntags statt, den Franziskus 2019 eingerichtet hatte. Gefeiert wird er in der Regel am dritten Sonntag im Januar; in Deutschland gibt es einen Bibelsonntag schon länger, und zwar am letzten Sonntag im Januar.