Jeder Mensch sei wie ein Stein in einem riesigen Mosaik, der schon für sich schön ist, aber erst zusammen mit den anderen Mosaiksteinen ein Bild ergibt, so das Kirchenoberhaupt bei einem Treffen mit der Behörde für interreligiösen Dialog am Montag im Vatikan. Trotz der zunehmenden Vernetzung dieser Welt, sei diese nicht brüderlich und von Gemeinschaft geprägt; das Gegenteil sei der Fall, erklärte Franziskus weiter.
Menschen anderer Religionen konkret betrachten
Dies mache den Dialog im Allgemeinen und den interreligiösen Dialog im Besonderen zu einem entscheidenden Thema, sagte der 85-Jährige zu den Mitgliedern der Behörde. So sei es ihre Mission, gemeinsam mit anderen Gläubigen Gott zu suchen und dabei Menschen anderer Religionen nicht abstrakt, sondern konkret zu betrachten, "mit ihrer Geschichte, ihren Sehnsüchten, ihren Wunden, ihren Träumen".
Jedem Menschen wohne der Wunsch nach Geselligkeit inne, der ermögliche, miteinander zu reden, Projekte auszutauschen und gemeinsam eine Zukunft zu entwerfen. Dieser Wunsch verbinde sozial, "aber ohne den anderen zu vereinnahmen und unter Bewahrung der jeweiligen Identität". In diesem Geist und Stil sollten auch
Beziehungen zu Menschen anderer religiöser Traditionen gepflegt werden, forderte Franziskus. Denn nur so könne gemeinsam eine für alle bewohnbare Welt in Frieden aufgebaut werden.
Tagung zu interreligiösem Dialog
Zurzeit tagt die Vollversammlung des "Dikasterium für den interreligiösen Dialog". Die Behörde wurde 1964 als Sekretariat für die Nichtchristen gegründet. Sie widmet sich dem Kontakt, Austausch und Dialog mit anderen Religionen mit Ausnahme des Judentums.
Diese Aufgabe wird von einer eigenen Abteilung des "Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen" (Ökumene-Behörde) wahrgenommen. Der spanische Kardinal Miguel Ayuso (69) steht seit 2019 an der Spitze der Behörde für interreligiösen Dialog.