Es sei unannehmbar, dass ein Mensch, "ausgesondert" werde, "weil man den vergänglichen Dingen den Vorzug gibt", sagte der Papst am Sonntag. Wer sich von Armen und Ausgeschlossenen abwende, wende sich vom "Gesicht Gottes" ab, so Franziskus. Er forderte, die Augen "vor allem für den vergessenen und ausgeschlossenen Mitmenschen" zu öffnen.
"Große Ungerechtigkeit"
Als "große Ungerechtigkeit" kritisierte Franziskus, dass mit dem Fortschritt und dem Wachstum der Chancen stets auch die Zahl jener Menschen zunehme, die keinen Zugang dazu hätten. Solange es im "Hause aller an Gerechtigkeit fehlt", könne es auch im Hause des Wohlhabenden keinen Frieden geben.
Es sei ein Symptom "geistiger Sklerose", wenn sich das Interesse auf Dinge konzentriere, die man produzieren wolle, anstatt auf die Menschen, die man lieben sollte, sagte der Papst in seiner Predigt weiter.
"Auf die Leidenden schauen"
Zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit waren knapp 4.000 Obdachlose, ehemalige Wohnungslose und Arme aus rund 20 Ländern auf Einladung des Papstes nach Rom gereist. Aus Deutschland kamen 600. Bereits am Freitag hatte der Papst sie in der vatikanischen Audienzhalle empfangen. Am Samstagabend dirigierte der italienische Komponist und Oscar-Preisträger Ennio Morricone in der Audienzhalle ein Konzert für Obdachlose und Arme.
An die Obdachlosen und Armen gerichtet sagte Franziskus am Sonntag: "Mit eurer Anwesenheit helft ihr uns, uns auf die Wellenlänge Gottes einzustellen und das in den Blick zu nehmen, auf das er schaut." Die katholische Kirche müsse stets besonders auf den leidenden und weinenden Teil der Menschheit schauen, "weil sie weiß, dass diese Menschen ihr aufgrund eines im Evangelium verbuchten Rechtes angehören".
Als "die größten Güter", die man lieben soll, nannte der Papst Gott und den Nächsten. Alle anderen Güter vergingen, auch der Petersdom, so der Papst.