Es gelte, dem Vorbild der Heiligen drei Könige zu folgen und sich mit offenen Herzen auf die Suche nach Gott zu machen, sagte Franziskus in seiner Predigt zum Dreikönigsfest am Freitag im Petersdom. Er mahnte zugleich, auf Neues nicht mit Angst zu reagieren. Zudem verurteilte er einen "Kult der Macht, des Scheins, der Überlegenheit - Götzen, die nur Traurigkeit, Sklaverei und Angst versprechen".
"An die Ränder gehen"
Gott hingegen sei barmherzig und habe auch "die Verwundeten, die Erschöpften, die Misshandelten und Verlassenen" im Blick. Wie bei der Geburt Jesu in der Krippe zeige er sich oft dort, wo die Menschen ihn nicht erwarteten, "es vielleicht gar nicht wollen; oder wo wir es oft ablehnen". Franziskus rief dazu auf, auch an die Ränder zu gehen.
"Die Sehnsucht nach Gott ist die Haltung, welche die langweiligen Konformismen aufbricht und uns drängt, uns für jene Veränderung einzusetzen, die wir erhoffen und brauchen."
Negativbeispiel König Herodes
Als Negativbeispiel führte der Papst die biblische Gestalt von König Herodes an, der mit Angst und Schrecken auf die Neuigkeit von der Geburt Jesu reagierte. "Herodes hatte Angst, und jene Angst führte ihn dazu, Sicherheit im Verbrechen zu suchen", sagte der Papst unter Verweis auf den in der Bibel beschriebenen Kindermord von Bethlehem.
Herodes zeige den "Schrecken, der im Herzen dessen aufkommt, der alles und alle kontrollieren will". Gott könne jedoch nur unter dem "Zeichen der Freiheit und nicht der Tyrannei" gefunden werden.
Mahnende Worte beim Angelus
Beim Angelus-Gebet hat Papst Franziskus am Dreikönigsfest zudem dazu aufgerufen, das Leben an Gott statt am Geld zu orientieren. Die Sterndeuter aus dem Weihnachtsevangelium lehrten, dem hellen und freundlichen Licht Gottes zu folgen und nicht dem "trügerischen Rampenlicht von Geld und Erfolg", sagte Franziskus am Freitag auf dem Petersplatz. Geld und Erfolg blendeten und machten blind. "Sie führen von den Träumen des Ruhms in die düsterste Dunkelheit." Laut Vatikan waren zum ersten Angelus-Gebet im neuen Jahr 35.000 Zuhörer gekommen.
Christen sollten sich zudem vor "oberflächlichem und weltlichem Geschwätz", Egoismus und Pessimismus hüten, so der Papst. Er ermutigte alle Verzweifelten zur Suche nach Gott. Es reiche nicht, die Weihnachtsbotschaft nur zu hören: "Gott ist geboren, ja. Aber ist er auch in meinem, in unseren Herzen geboren?"
Die katholische Kirche beging am Freitag das Hochfest der Erscheinung des Herrn, auch Dreikönigsfest genannt. Im Weihnachtsevangelium ist von Sterndeutern die Rede, die dem Stern von Bethlehem folgten, um dem Jesuskind zu huldigen.
Papst wünscht orthodoxen Christen friedliche Weihnachten
Den orthodoxen Christen und den Katholiken der orientalischen Kirchen wünschte der Papst ein friedliches Weihnachtsfest. Zum Abschluss des Angelus-Gebets wünschte er ihnen im "Geist freudiger Brüderlichkeit" ein Weihnachten "erfüllt von Licht und Frieden". Die meisten orthodoxen sowie mit Rom verbundenen orientalischen Kirchen feiern das Fest der Geburt Christi nach dem julianischen Kalender an diesem Samstag (7. Januar).
Essenspakete für Bedürftige
Nach dem Angelusgebet mit Franziskus haben Flüchtlinge und Obdachlose am Dreikönigstag auf dem römischen Petersplatz im päpstlichen Auftrag eine religiöse Schrift verteilt. Rund 300 Bedürftige brachten gemeinsam mit freiwilligen Helfern das Taschenbuch "Icone della Misericordia" ("Ikonen der Barmherzigkeit") unter die Besucher. Anschließend lud das Kirchenoberhaupt die Bedürftigen zu einem Imbiss ein, wie das päpstliche Almosenamt am Freitag mitteilte.
In der Schrift ging es um biblische Episoden über die verwandelnde Kraft der Barmherzigkeit Gottes, von Maria Magdalena bis zum Apostel Petrus. Franziskus hatte zuletzt an seinem Geburtstag wenige Tage vor Weihnachten mit Obdachlosen gefrühstückt, die die Nacht unter den Kolonnaden des Petersdoms verbringen. Wegen einer Kältewelle waren rund um den Dreikönigstag ausnahmsweise römische U-Bahnhöfe als Schlafplätze für Obdachlose geöffnet.