Papst fordert Erhalt des Status Quo von Jerusalem

"Die Stimme der Unschuldigen findet immer Gehör"

Erst in zwei Wochen wird Papst Franziskus sein nächstes Mittagsgebet im Vatikan halten. Am Sonntag hatte er beim sogenannten "Angelus" neben seiner anstehenden Reise viele Themen. Er sprach auch die Kriege in Gaza und der Ukraine an.

Papst Franziskus erteilt seinen Segen, während er das Angelus-Mittagsgebet aus dem Fenster mit Blick auf den Petersplatz spricht. / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Franziskus erteilt seinen Segen, während er das Angelus-Mittagsgebet aus dem Fenster mit Blick auf den Petersplatz spricht. / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat sich erneut tief beunruhigt über den Nahostkrieg geäußert. "Noch einmal wende ich meine Gedanken mit Besorgnis auf den Konflikt zwischen Palästina und Israel, der sich auf andere palästinensische Städte auszuweiten droht", sagte er beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Er mahnte eine sofortige Waffenruhe, eine Fortsetzung der Verhandlungen, die Rückgabe der Geiseln und Unterstützung der Bevölkerung im Gazastreifen an, die auch von Krankheiten einschließlich Polio (Kinderlähmung) betroffen sei.

Eindringlich rief Franziskus zum Frieden im Heiligen Land und in Jerusalem auf. Niemand dürfe den Status Quo Jerusalems, Heilige Stadt und Ort der Begegnung zwischen Christen, Juden und Muslimen, in Frage stellen, betonte das Kirchenoberhaupt.

Angriffe auf Stromnetz in der Ukraine

Weiter bekräftigte Franziskus seine Nähe zum "gemarterten Volk der Ukraine", das anhaltenden Angriffen gegen die Infrastruktur ausgesetzt sei. Nicht nur, dass es dadurch Tote und Verletzte gebe, auch seien mehr als eine Million Menschen ohne Strom und Wasser. Die Stimme der Unschuldigen finde immer Gehör bei Gott, so der Papst.

Ebenso erinnerte er "mit Schmerz" an die Opfer des terroristischen Massakers in Barsalogho in Burkina Faso, bei dem am 24. August mehrere hundert Menschen getötet und über hundert verletzt wurden. Die Tat im Nordosten des Landes wird der islamistischen JNIM-Miliz zugeschrieben. Zudem gedachte Franziskus der Opfer des Unfalls in der brasilianischen Stadt Recife. Dort waren am Freitag beim Einsturz eines Kirchendachs zwei Menschen getötet und mindestens 20 verletzt worden.

"Auf den Schrei der Erde hören"

Anlässlich des Weltgebetstags zur Bewahrung der Schöpfung, der an diesem Sonntag begangen wird, prangerte der Papst den immer bedenklicheren Zustand des Planeten an. Der Aktionstag steht 2024 Jahr unter dem Leitwort "Hoffe und handle mit der Schöpfung. Auf den Schrei der Erde hören."

Gegen Lästereien

Papst Franziskus warnte die Christen vor Doppelmoral und Scheinheiligkeit. "Man kann zum Beispiel nicht aus der Heiligen Messe kommen und schon auf dem Kirchplatz anhalten, um schlecht und bar jeder Barmherzigkeit über alles und jeden zu lästern", sagte Franziskus. Unglaubwürdig sei es auch, wenn vermeintlich fromme Beter zu Hause ihre Familie mit Kälte und Distanz behandeln oder die alten Eltern vernachlässigen, die Hilfe und Beistand brauchen, mahnte der Papst.

Weiter kritisierte er Menschen, die sich philanthropisch geben und vielleicht sogar ehrenamtlich arbeiten, aber im Innern voll Hass und Verachtung für die Armen sind oder sich unehrlich bei der Arbeit verhalten. Um im christlichen Sinne "rein" zu sein, nütze es nichts, sich mehrmals die Hände zu waschen, wenn man danach böse Gefühle wie Gier, Neid und Hochmut oder schlechte Absichten wie Betrug, Diebstahl, Verrat, Lästerei oder Geschwätz hege. "Das ist Ritualismus, der nicht dazu führt, dass man im Guten wächst", gab der Papst zu bedenken.

Auf diese Weise reduziere sich die Beziehung zu Gott auf äußere Gesten, betonte Franziskus. Dabei schenke Gott den Menschen die wahre Reinheit nach dem Vorbild von Jesus, wenn sie ihm erlauben, jeden Schatten von Egoismus, von Stolz und Vorurteilen zu vertreiben.

"Betet für meine Asienreise"

Abschließend verwies Franziskus auf seine 45. Auslandsreise, die ihn ab Montag für zwölf Tage nach Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur führen wird. "Morgen beginne ich eine Reise in einige Länder Asiens. Bitte betet für mich und die Früchte dieser Reise", sagte der Papst. Bereits am Morgen hatte sich der 87-Jährige in die römische Basilika Santa Maria Maggiore begeben, um - wie vor Auslandsreisen üblich - vor der Marienikone "Salus Populi Romani" zu beten.

Quelle:
KNA