Papst fordert von G20 Maßnahmen zur Beseitigung des Hungers

"Skandalöse Ungerechtigkeit"

Während Millionen Menschen weltweit hungern, sind Millionen andere fettleibig. Kriege und Konflikte verschärfen die ungleiche Ernährungslage zusätzlich. Der Papst fordert von den G20-Politikern konkrete Maßnahmen.

Franziskus hält seine wöchentliche Generalaudienz auf dem Petersplatz.  / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Franziskus hält seine wöchentliche Generalaudienz auf dem Petersplatz. / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat von führenden Politikerinnen und Politiker der G20 wirksame Maßnahmen zur Beseitigung des Hungers gefordert. Den Teilnehmern des aktuell in Rio de Janeiro tagenden G20-Gipfels sagte er: "Ich hoffe aufrichtig, dass die Diskussionen und Ergebnisse dieser Veranstaltung zum Fortschritt einer besseren Welt und einer blühenden Zukunft für kommende Generationen beitragen werden." Seine Rede trug der vatikanische "Ministerpräsident", Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, am Montag in Rio de Janeiro vor.

Frieden gegen Hunger

Angesichts des erheblichen Drucks auf das internationale System, der sich etwa durch die Verschärfung von Kriegen und Konflikten manifestiere, sei es von größter Bedeutung, "dass die Gruppe der 20 neue Wege für einen stabilen und dauerhaften Frieden in allen Konfliktgebieten aufzeigt", so der Papst weiter. So seien die derzeitigen Kriege nicht nur für eine beträchtliche Anzahl von Toten, Massenvertreibungen und Umweltzerstörung verantwortlich, sondern trügen auch zu einer Zunahme von Hungersnöten und Armut bei. Dies gelte sowohl für die betroffenen Gebiete selbst als auch indirekt für weit entfernte Ländern, insbesondere durch die Unterbrechung der Lieferketten.

Papst: Hungertod durch Habgier ist indirekter Mord

Franziskus verurteilte die "stille Akzeptanz von Hungersnöten" als eine "skandalöse Ungerechtigkeit und ein schweres Vergehen". In seiner Rede heißt es: "Diejenigen, die durch Wucher und Habgier den Hungertod ihrer Brüder und Schwestern in der Menschheitsfamilie verursachen, begehen indirekt einen Mord, der ihnen zugerechnet werden kann."

Neu-Organisation von Lebensmittelsystemen

Weiter wies der Papst auf ein "erhebliches Paradoxon in Bezug auf den Zugang zu Nahrungsmitteln" hin: Einerseits hätten über 3 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer ausgewogenen Ernährung. Andererseits seien fast 2 Milliarden Menschen aufgrund schlechter Ernährung undeines "sitzenden Lebensstils" übergewichtig oder fettleibig. "Dies erfordert eine konzertierte Anstrengung, um auf allen Ebenen aktiv Veränderungen herbeizuführen und die Lebensmittelsysteme insgesamt neu zu organisieren", so die Forderung des katholischen Kirchenoberhaupts. Es gebe genügend Nahrung, um alle Menschen auf dem Planeten zu ernähren. Kollektives Handeln sei gefragt, um Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten und Ressourcen zu Bedürftigen umzuleiten.

Franziskus warb für sofortige und entschiedene Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft gegen Hunger und Armut und riet dazu, einen Vorschlag des Heiligen Stuhls umzusetzen. Demnach sollen die derzeit für Waffen und andere Militärausgaben bereitgestellten Mittel in einen globalen Fonds umgeleitet werden, der dazu dient, den Hunger zu bekämpfen und die Entwicklung in den ärmsten Ländern zu fördern. 

G20

Unter dem Kürzel G20 werden die 19 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie die EU zusammengefasst. Seit 1999 tauschen sich die Finanzminister und Notenbankchefs in dieser Runde über Fragen des internationalen Finanzsystems aus. Die alljährlichen G20-Gipfel auf Ebene der Staats- und Regierungschefs gibt es – als Folge der Finanzkrise – seit 2008.

Gruppenbild der G20-Teilnehmer / © Christian Charisius (dpa)
Gruppenbild der G20-Teilnehmer / © Christian Charisius ( dpa )
Quelle:
KNA