Migration sei keine Notsituation, sondern "eine Gegebenheit unserer Zeit", sagte das Kirchenoberhaupt. Er rief Europa zur Verantwortung auf und forderte legale und reguläre Einreisemöglichkeiten.
Im Publikum saßen unter anderen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, und die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. Im Anschluss trafen sich Franziskus und Macron zu einer halbstündigen Unterredung.
Gottesdienst im Stadion
Die Reise war dennoch kein offizieller Staatsbesuch. Anlass war das "Mittelmeer-Treffen", bei dem junge Menschen, Kommunalpolitiker und Religionsführer aus der Mittelmeerregion über aktuelle Herausforderungen berieten. Weiterer Höhepunkt des Papst-Aufenthalts war ein Gottesdienst mit Franziskus im Stadion des Fußballvereins Olympique Marseille. Rund 50.000 Menschen nahmen daran teil.
"Gott ist Beziehung und er kommt oft in menschlichen Begegnungen zu uns, wenn wir es verstehen, uns dem anderen zu öffnen", predigte er im Stadion der Hafenstadt und rief zu Anteilnahme am Leben der Mitmenschen und Mitgefühl mit den Schwächsten auf.
Macron trotz Kritik bei der Messe
Die europäische Gesellschaft erkranke zunehmend an Zynismus, Enttäuschung, Resignation, Unsicherheit und einem allgemeinen Gefühl der Traurigkeit, sagte Franziskus. "Auch heute braucht unser Leben, das Leben der Kirche, das Leben Frankreichs und Europas dies: die Gnade eines Rucks, eines neuen Rucks des Glaubens, der Liebe und der
Hoffnung."
Zu dem Gottesdienst im Fußballstadion von Olympique Marseille wurde der Papst mit Applaus und Jubel begrüßt. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nahm - trotz vorangegangener Kritik teil. In Frankreich gilt der Grundsatz der Laizität, also eine Trennung von Staat und Kirche.
"Terrorismus ist feige"
"Terrorismus ist feige", sagte er zum Abschluss des Gottesdienstes. Franziskus grüßte eine Gruppe aus Nizza, die zu der Messe angereist war - darunter auch Überlebende des Anschlags vom 14. Juli 2016. Damals raste ein Islamist auf der Strandpromenade mit einem Lkw durch eine Menschenmenge. 86 Personen kamen ums Leben.
Am Samstagvormittag hatte der Papst bei einer Mittelmeer-Konferenz mit Nachdruck für eine neue Migrationspolitik geworben und Europa zu verantwortlichem Handeln aufgerufen. Migration sei kein Notfall, sondern "eine Gegebenheit unserer Zeit", betonte er. Natürlich gebe es Schwierigkeiten bei Aufnahme, Schutz und Integration. "Aber das Hauptkriterium kann nicht der Erhalt des eigenen Wohlstandes sein, sondern vielmehr die Wahrung der Menschenwürde."