Papst ruft nach mehr regulären Einreisewegen für Migranten

"Hauptkriterium kann nicht Erhalt eigenen Wohlstands sein"

Zum Abschluss der diesjährigen Mittelmeer-Konferenz in Marseille hat Papst Franziskus mehr legale Migrationswege angemahnt. Er warnte vor Integrationsscheitern und Ghettoisierung. Zudem forderte er eine kirchliche Mittelmeerkonferenz.

Papst Franziskus in Marseille / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus in Marseille / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Papst Franziskus hat seinen Besuch in der französischen Mittelmeermetropole Marseille fortgesetzt. Auch am Samstag stand das Thema Migration im Mittelpunkt.

Zum Abschluss des "Mittelmeer-Treffens" mit jungen Menschen und Politikern richtete das Kirchenoberhaupt einen Appell an Europa: Der Kontinent müsse mehr Verantwortung bei der Aufnahme und Integration von Migranten übernehmen.

Papst Franziskus beim Abschluss des Mittelmeer-Treffens 
 / © Lola Gomez (KNA)
Papst Franziskus beim Abschluss des Mittelmeer-Treffens / © Lola Gomez ( KNA )

Zuwanderung sei kein Notfall, sondern "eine Gegebenheit unserer Zeit", betonte der Papst.

Im Publikum saßen unter anderen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, und die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde.

Papst forderte mehr reguläre Einreisemöglichkeiten für Migranten

Natürlich gebe es Schwierigkeiten bei Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Menschen, räumte Franziskus ein.

"Aber das Hauptkriterium kann nicht der Erhalt des eigenen Wohlstands sein, sondern vielmehr die Wahrung der Menschenwürde."

Neuankömmlinge dürften nicht als Last, sondern müssten als Geschwister angesehen werden.

Erneut forderte der Papst mehr reguläre Einreisemöglichkeiten für Migranten und warb für eine ausgewogene Aufnahme in Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern.

Ghettoisierung und Feindseligkeit als Folge von Beharren auf Eigenem

Er sprach von einer "unvermeidlichen Integration", die zwar mühsam sei, aber Zukunftschancen biete. Dabei müsse Rücksicht auf kulturelle Unterschiede genommen werden.

Wenn alle Beteiligten starr auf eigenen Vorstellungen beharrten, vergrößere dies gesellschaftliche Distanzen. Ghettoisierung und Feindseligkeit seien die Folge.

Papst Franziskus hält sich die Hand vor das Gesicht, während der Schilderungen über die Flucht von Migranten / © Lola Gomez (KNA)
Papst Franziskus hält sich die Hand vor das Gesicht, während der Schilderungen über die Flucht von Migranten / © Lola Gomez ( KNA )

Darüber hinaus hat sich Papst Franziskus für die Schaffung einer kirchlichen Mittelmeerkonferenz ausgesprochen.

Eine solche Plattform würde weitere Möglichkeiten des Austauschs bieten und der Region eine größere kirchliche Präsenz verschaffen, sagte er am Samstag zum Abschluss des "Mittelmeer-Treffens" in Marseille.

"Mittelmeer-Treffen" war Hauptanlass für päpstliche Marseille-Reise

Zudem könne eine stärker vernetzte und auf Migrationsfragen spezialisierte Seelsorge hilfreich sein, um Betroffenen besser beizustehen.

Das "Mittelmeer-Treffen" (Rencontres Mediterraneennes) war Hauptanlass für die zweitägige Papstreise nach Marseille.

Junge Menschen, Kommunalpolitiker und Religionsführer aus den Mittelmeeranrainerstaaten berieten dort über aktuelle Herausforderungen.

Im Anschluss an seine Rede traf Franziskus Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron zu einer Unterredung.

Papst Franziskus sieht Europa an einem "Scheideweg der Zivilastion"

Für den Abend ist ein Gottesdienst im Stadion des Fußballvereins Olympique Marseille mit Zehntausenden Teilnehmern geplant. Danach fliegt das Kirchenoberhaupt zurück nach Rom.

An seinem ersten Besuchstag in der Hafenstadt war Franziskus am Freitag auf das massenhafte Sterben von Migranten im Mittelmeer eingegangen.

Papst Franziskus mit anderen Religionsführern und weiteren Teilnehmern am Denkmal für die im Mittelmeer gestorbenen Seeleute und Migranten am 22. September 2023 im französischen Marseille. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus mit anderen Religionsführern und weiteren Teilnehmern am Denkmal für die im Mittelmeer gestorbenen Seeleute und Migranten am 22. September 2023 im französischen Marseille. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

"Wir befinden uns an einem Scheideweg der Zivilisation", sagte er bei einer Gedenkzeremonie für Ertrunkene.

Auf der einen Seite verlaufe der Weg der Geschwisterlichkeit. Auf der anderen eine Gleichgültigkeit, die zu Ablehnung und Tod führe.

Rund 60.000 Gottesdienst-Teilnehmer im Olympique-Marseille-Stadion erwartet

Der Papst war bereits 2020 zum ersten "Mittelmeer-Treffen" nach Bari in Italien gereist; bei der zweiten Auflage in Florenz 2022 war er verhindert.

Höhepunkt der aktuellen Visite ist ein Gottesdienst am späten Samstagnachmittag im Stadion des Fußballvereins Olympique Marseille.

Dazu werden rund 60.000 Teilnehmer erwartet, darunter auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Am Abend fliegt Franziskus zurück nach Rom.

Programm der Papstreise nach Marseille zum Mittelmeer-Treffen

Papst Franziskus reist am 22. und 23. September zum "Mittelmeer-Treffen" in die südfranzösische Hafenstadt Marseille.

Die KNA dokumentiert das vom Vatikan veröffentlichte Reiseprogramm in eigener Übersetzung. Alle Zeitangaben entsprechen der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ).

Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Franziskus nach Marseille zum Abschluss des "Mittelmeertreffens"

Freitag, 22. September 2023: Rom - Marseille

14.35 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Marseille.

Die Kathedrale Notre Dame de la Garde in Marseille / © saiko3p
Die Kathedrale Notre Dame de la Garde in Marseille / © saiko3p
Quelle:
KNA