Papst Franziskus reist nach Malta

Agenda reicht von Migration bis Missbrauch

Erneut steht die Flüchtlingsfrage auf der Agenda einer Papstreise. Auch die Missbrauchsaufarbeitung dürfte auf Malta eine Rolle spielen. Bleibt die Hoffnung auf eine Äußerung zum Ukraine-Krieg, die Ross und Reiter nennt.

Autor/in:
Anna Mertens
Plakat mit der Ankündigung einer Reise von Papst Franziskus nach Malta  / © Marialuisa Plassmann (KNA)
Plakat mit der Ankündigung einer Reise von Papst Franziskus nach Malta / © Marialuisa Plassmann ( KNA )

Die Reise kommt zu einer passend-unpassenden Zeit: Am 2. April reist Papst Franziskus nach Malta. Geopolitisch blickt die Welt gen Osten. Für den Papst bietet die nachgeholte zweitägige Reise in den Süden die Möglichkeit, den Finger erneut in die europäische Flüchtlingswunde zu legen.

Papst Franziskus verlässt Flugzeug / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus verlässt Flugzeug / © Paul Haring ( KNA )

Auch wenn die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge derzeit dringlich und die Hilfsbereitschaft enorm ist - die Probleme auf dem Mittelmeer bleiben. Die Menschen kommen aus dem Südsudan, dem Irak, dem Jemen oder Syrien. Länder der nicht enden wollenden Krisen.

Reise war für 2020 geplant

Geplant war die Malta-Reise für Mai 2020. Die Pandemie kam dazwischen. Aus ursprünglich einem Reisetag sind zwei geworden.

Geblieben ist das Reisemotto: "Sie erwiesen uns ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit." Die Aussage des Apostels Paulus aus dem Buch der Apostelgeschichte im Neuen Testament bezieht sich auf dessen Schiffbruch vor Malta und die Fürsorge der Malteser. Mit Paulus kam das Christentum nach Malta. Zugleich dürfte das Motto in vielfältiger Hinsicht mit Bedacht gewählt sein.

Migrant auf Malta / © Gregorio Borgia (dpa)
Migrant auf Malta / © Gregorio Borgia ( dpa )

Die Aufnahme von Flüchtlingen ist auf Malta ein heikles Thema - gesellschaftlich und politisch. Die Insel ist dichter besiedelt als die meisten Länder der Welt. Jeder weitere Migrant scheint das Fass zum Überlaufen zu bringen. Seenotrettungsorganisationen beklagen die mangelnde Bereitschaft Maltas, schiffbrüchige Migranten aufzunehmen.

Mit Staatspräsident Georg Vella und Premierminister Robert Abela dürfte das Thema Migration gesetzt sein. Die Auftakttermine der Papstreise am 2. April werden sicher auch auf die lange katholische Geschichte des Landes zu sprechen kommen. Etwa 85 Prozent der Malteser sind katholisch. Auch hier nimmt die Zahl seit einigen Jahren verstärkt ab: 2002 waren es noch 95 Prozent.

Katholisches Land

Dennoch bleibt Malta neben Polen eines der zahlenmäßig katholischsten Länder Europas. An vielen Stellen ist es streng katholisch, wobei etwa die strikte Abtreibungspolitik auf viel Kritik stößt. Zumal Malta auf dem europäischen Parkett mit der neuen EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola schlagartig ins Rampenlicht katapultiert wurde.

Katholische Kirche auf Malta

Malta ist mit rund 490.000 Einwohnern und einer Fläche von knapp 316 Quadratkilometern das kleinste Land der EU, der es seit 2004 angehört. Der südeuropäische Inselstaat besteht aus drei bewohnten und vier unbewohnten Inseln. Mit etwa 85 Prozent verzeichnet Malta einen der höchsten Katholikenanteile in der Europäischen Union. Daneben gibt es wenige Protestanten, Orthodoxe, Juden und Muslime.

 Kirche in Nadur auf Malta / © Marialuisa Plassmann (KNA)
Kirche in Nadur auf Malta / © Marialuisa Plassmann ( KNA )

Wie so oft bei Apostolischen Reisen ist wenig Zeit für lange Gespräche. Nach der Ansprache vor Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und des Diplomatischen Korps geht es per Katamaran auf die kleine maltesische Vorinsel Gozo. Dort will Franziskus am Nationalheiligtum Ta' Pinu beten und predigen, bevor es zurück nach Rabat in die Apostolische Nuntiatur geht.

Gozo ist im Vatikan kein unbekannter Name. Kein Geringerer als der Leiter des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, stammt von dort. Er leitete das Bistum Gozo zudem von 2006 bis 2020, seit Herbst 2019 noch als Apostolischer Administrator, als er schon Pro-Generalsekretär der Bischofssynode war. Und er wird Franziskus auf dieser Reise begleiten.

Doch nicht nur Grech ist Malteser und Verbündeter des Papstes, vor allem für die Weltsynode. Ein weiterer Malteser, auf den Franziskus sehr baut, ist der Erzbischof von Malta, Charles Scicluna. Zwar wurde der 62-Jährige in Toronto geboren, reiste aber als Säugling mit seinen maltesischen Eltern in deren Heimat.

Präsident der Maltesischen Bischofskonferenz

Scicluna ist zugleich Präsident der Maltesischen Bischofskonferenz - mit zwei Mitgliedern eine der kleinsten der Welt. Er wird Franziskus auf der Reise an einigen Stellen begleiten. Am frühen Sonntag besucht der Papst die Paulusgrotte in der Pauluskirche in Rabat und im Anschluss zelebriert er die Messe in Valettas Vorort Floriana. Der letzte Programmpunkt auf der offiziellen Reiseagenda ist ein Treffen mit Migranten - fast schon ein Muss in den franziskanischen Reiseplänen.

Erzbischof Charles Scicluna / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Charles Scicluna / © Paul Haring ( KNA )

Ein Treffen mit Missbrauchsopfern wie es 2010 bei der Malta-Reise von Papst Benedikt XVI. stattfand, ist offiziell nicht vorgesehen. Dabei ist Scicluna einer von Franziskus' engsten Mitarbeitern im Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. So beauftragte ihn der Papst 2018, die Vorwürfe zu Fällen sexuellen Missbrauchs in der chilenischen Kirche detailliert zu untersuchen. Und auch in der Migrationsfrage ist Scicluna klar auf der Linie des Heiligen Vaters.

Der Name Malta stamme von einer Vorform "mala", was so viel wie "sicherer Hafen" bedeute, erklärte Scicluna jüngst in einem Interview. Daher sei die Insel von Natur aus dazu berufen, "im Zentrum des Mittelmeers ein sicherer Hafen für alle unsere Brüder und Schwestern zu sein", betonte der Erzbischof.

Auf der sogenannten fliegenden Pressekonferenz zurück von Malta nach Rom dürfte das Thema Flüchtlinge ebenfalls zur Sprache kommen. Dann stehen aber wohl die ukrainischen Kriegsflüchtlinge im Vordergrund.

Und vielleicht gibt es dann doch eine Äußerung des Papstes zum Ukraine-Krieg, in der Russland konkret angesprochen wird. Viele wünschen sich das.

Apostolische Reise Seiner Heiligkeit Franziskus nach Malta (2. bis 3. April 2022)

Samstag, 2. April: Rom - Malta

08.30 Uhr: Abflug vom römischen Flughafen Fiumicino nach Malta

10.00 Uhr: Ankunft am Flughafen Malta mit offizieller Begrüßung

10.50 Uhr: Höflichkeitsbesuch beim Staatspräsidenten im "Botschafterzimmer" des Großmeisterpalastes in Valletta

11.35 Uhr: Begegnung mit dem Premierminister in der "Pagenkammer" des Großmeisterpalastes in Valletta

Luftbild der berühmten alten Mellieha-Pfarrkirche auf Malta / © Karina Movsesyan (shutterstock)
Luftbild der berühmten alten Mellieha-Pfarrkirche auf Malta / © Karina Movsesyan ( shutterstock )
Quelle:
KNA