Liebe ist überall: "Das ganze Leben spielt sich in der Liebe ab", befand der Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz in Rom. Aber: "Mit der Liebe spielt man nicht!", warnte Franziskus prompt. Im Mittelpunkt der Audienz stand das Sechste Gebot: "Du sollst nicht ehebrechen."
Am wichtigsten sei dafür die Treue, so das Oberhaupt der katholischen Kirche. "Denn keine menschliche Beziehung ist authentisch ohne Treue! Man kann nicht nur so lange lieben, wie es einem gerade in den Kram passt." Das liege schon in der Natur der Liebe: Sie höre nicht auf. "Liebe will endgültig sein."
Liebe hört nicht auf
Liebe sei nicht nur ewig, sondern auch frei von allen Bedingungen, erklärte Franziskus. "Der Mensch hat das Verlangen, ohne Vorbehalt angenommen zu werden, und wer diese Annahme nicht erfährt, trägt in seinem Inneren eine gewisse Unvollständigkeit, oftmals, ohne es zu wissen", warnte er.
Um diese Leere auszufüllen, suche sich der Mensch Ersatzbefriedigungen und gehe laue Kompromisse ein. Was er daraus bekomme, sei bestenfalls ein Abglanz der wahren Liebe, so Franziskus.
Treue, Treue, Treue
Natürlich ist auch die wahre Liebe nicht immun gegen Versuchungen. Deswegen erläuterte Franziskus im Detail, was Treue bedeutet. Er meine nämlich nicht nur die körperliche Treue, sondern es gehe vor allem um die geistige Haltung, um Treue als "Lebensstil": "Man arbeitet mit Loyalität, man spricht mit Ehrlichkeit, man bleibt der Wahrheit in den eigenen Gedanken und Handlungen treu.
"Ein Leben, das mit Treue durchwoben ist, findet seinen Ausdruck in allen Dimensionen und führt dazu, treue und verlässliche Männer und Frauen zu sein, in jeder Lebenslage." An diese Treue erinnere auch das sechste Gebot, das so vielen "Treuebrüchen" vorbeugen könne, fuhr der Papst fort.
Körperliche Anziehung wird überbewertet
Zur Rolle von Sexualität und Körperlichkeit in der Liebe fand der Papst wiederum gewohnt rationale Worte: Körperliche Anziehung sei zwar auch ein Geschenk Gottes, aber sie "soll nur dazu dienen, den Weg zu einer authentischen und treuen Beziehung zu bereiten." In dem Sinne werde Körperlichkeit sehr oft schlicht überbewertet.
Wichtiger als die körperliche Anziehungskraft sei doch das "Erkennen und Unterscheiden der Impulse des eigenen Herzens" – womit Franziskus seinen Amtsvorvorgänger, den heiligen Papst Johannes Paul II., zitierte. Der Pole hatte zu Beginn der 80er in einer Generalaudienz eine "reife Spontanität" in Beziehungen gefordert. Gemeint waren damit die inneren Antriebe auf die geliebte Person hin, die aber nicht nur sinnliche Begierde seien – sondern auf einem Erkennen und Entscheiden beruhen müssten.
Kirchliche Vorbereitung auf die Ehe ist ungenügend
Eine Ehe sei überdies nicht nur Sache der Eheleute, fuhr der Papst fort und riet schon jungen Verlobten ihre Beziehung auf der "treuen Liebe Gottes" zu gründen. Dafür brauche es freilich eine angemessene Vorbereitung – für Franziskus am besten in der Form eines Katechumenats, einer speziellen geistigen Vorbereitung auf ein Sakrament.
Bisher sieht die Kirche das nur für Taufen vor. Was die Kirche den Ehewilligen derzeit biete – maximal ein paar Kurse und Gespräche – sei nicht mehr als eine "angebliche Vorbereitung". "Die Vorbereitung muss aber reif sein, und dafür braucht es Zeit. Es ist kein formaler Akt: es ist ein Sakrament", mahnte der Papst. Er rief die Ortsbischöfe und Pfarreien auf, sich besser um Liebende zu kümmern.
Jesus Rolle in der Ehe
Damit ein Leben zu zweit gelinge, dürfe zudem ein Dritter nicht außen vor bleiben: Jesus Christus. "Ohne Gott lässt sich ein Leben in Liebe und Treue nicht durchhalten", sagte Franziskus. Nur in Jesus sei die bedingungslose Liebe zu finden, die wiederum für die Liebe der Eheleute notwendig sei.
Guter Wille oder die Hoffnung, dass alles gut gehe, sei auch nicht genug. Der Papst sprach vielmehr von einer "Berufung zum ehelichen Leben" und die verlange eine ganz genaue Entscheidung mit Blick auf die Qualität der Beziehung sowie eine intensive Zeit der Verlobung, die als Probezeit für die Ehe gilt.