Es sei "für das Wohl der griechisch-melkitischen Kirche ratsam und nötig, heute diesen Amtsverzicht anzunehmen", heißt es in einem Brief von Papst Franziskus an den Patriarchen, den der Vatikan am Wochenende gemeinsam mit der Personalie veröffentlichte. Bis zur Wahl eines neuen Patriarchen soll Aleppos melkitischer Erzbischof Jean-Clement Jeanbart (74) die Amtsgeschäfte leiten.
Wahl gilt eigentlich auf Lebenszeit
Der gebürtige Syrer Lutfi Laham (84) wurde im November 2000 von der Synode zum Patriarchen der melkitischen Kirche gewählt. Papst Johannes Paul II. gewährte ihm im Dezember 2000 Kirchengemeinschaft und bestätigte ihn so als Oberhaupt der mit Rom unierten Kirche. Die Wahl gilt auf Lebenszeit. Der Amtsinhaber kann nur aus schwerwiegenden Gründen abgesetzt werden oder aus eigener Entscheidung der Synode und dem Papst seinen Rücktritt anbieten.
Ende März hatte Papst Franziskus Gregoire III. Laham zu einer Unterredung im Vatikan empfangen. Der Patriarch bekam seit längerem Widerstand innerhalb seiner Kirche zu spüren. Laut Medienberichten geht es um den Umgang mit Kirchenfinanzen und um den Leitungsstil.
Politisch steht der in Damaskus residierende Patriarch Syriens Präsident Baschar al-Assad nahe. Die Kirchen in Syrien erlebten angesichts des Bürgerkriegs eine starke Abwanderung von Gläubigen und Geistlichen.
"Mögliche unabsichtliche Managementfehler"
Im Juni 2016 musste eine Synode der melkitischen Bischöfe abgebrochen und vertagt werden, weil die Hälfte der 22 Mitglieder der Zusammenkunft fernblieb. Im vergangenen Februar fand am libanesischen Sitz des Patriarchen eine Bischofsversammlung statt, die Berichten zufolge unter anderem auf Vermittlung des päpstlichen Nuntius zustande kam. Eine Abschlusserklärung sprach von "möglichen unabsichtlichen Managementfehlern" und verwies auf eine Synodenkommission, die dem Patriarchen bei seiner Leitungsausübung "assistieren" sollte.
Im Anschluss daran soll Gregoire II. dem Papst "spontan" seinen Rücktritt angeboten haben, den dieser jetzt annahm. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" würdigte den Patriarchen in ihrer Sonntagsausgabe als "Hirten für den Frieden". In der Syrienkrise habe sich Gregoire III. stets für Versöhnung eingesetzt.
Der melkitischen Kirche gehören laut der österreichischen Stiftung Pro Oriente rund 1,6 Millionen Christen an; etwa die Hälfte lebt in Auslandsgemeinden in Brasilien, Argentinien und Australien.