Eine Botschaft mit besonderen politischen und historischen Zwischentönen hat Papst Franziskus vor seinem Besuch in Verona an die Einwohner der norditalienischen Stadt geschickt. Der Text wurde am Donnerstag von der Lokalzeitung "L'Arena" verbreitet.
Darin erklärt der Papst, im Mittelpunkt seiner für Samstag geplanten Reise nach Verona stehe die Verbindung von Gerechtigkeit und Frieden. "Wenn die Gerechtigkeit fehlt, ist der Friede bedroht; ohne Friede ist die Gerechtigkeit unter Druck." Um beides zu erreichen, müsse man den Egoismus bekämpfen.
"Wenn der Egoismus zum persönlichen und gesellschaftlichen System wird, öffnet er dem Konflikt Tür und Tor. Denn um meine Interessen zu verteidigen, bin ich dann bereit, meinen Nächsten zu unterdrücken, denn er ist dann nicht mehr mein Nächster, sondern mein Gegner und schließlich mein Feind."
Papst erinnert an Widerstand gegen NS Regime
Franziskus erinnerte in diesem Zusammenhang an den in Verona geborenen italienisch-deutschen Philosophen Romano Guardini (1885-1968). Dieser habe in der Nazizeit in Deutschland wichtige Ideen zum Thema Freiheit und Gerechtigkeit entwickelt.
Auch die Widerstandsgruppe der Weißen Rose in München habe sich an ihm orientiert. "Sie bezahlten ihre Entscheidung für ihr Gewissen und für die Freiheit mit ihrem Leben", so der Papst. Zudem erinnerte der Papst an einen Vorfall, der sich im April 1945 in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in der Nähe von Verona ereignete.
Damals wurde ein aus Südtirol stammender Wehrmachtssoldat, der sich weigerte, den Priester Domenico Mercante zu erschießen, zusammen mit dem Geistlichen hingerichtet. Der Papst kommentierte dies mit den Worten: "Hier finden wir den tiefen Sinn des christlichen Opfers: Das eigene Leben für einen anderen hinzugeben."