Papst sendet mit Seligsprechung in Kolumbien Versöhnungssignale

Zwei Priester als frühe Blutzeugen des Bürgerkriegs

Bischof Jaramillo wurde von der ELN ermordet, Pfarrer Ramirez war ein früher Blutzeuge des Bürgerkriegs in Kolumbien. Mit ihrer Ehrung als Märtyrer geht der Papst auf Kritiker der Aussöhnung mit der Guerilla zu.

Autor/in:
Johannes Pernsteiner
Papst Franziskus in Kolumbien / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus in Kolumbien / © Paul Haring ( KNA )

Der Papst spricht bei seiner Kolumbien-Reise an diesem Freitag zwei im Bürgerkrieg aus "Glaubenshass" ermordete Geistliche selig. Mit der Ehrung des Priesters Pedro Maria Ramirez Ramos und des Bischofs Jesus Emilio Jaramillo Monsalve will er den Frieden im Land voranbringen. Schauplatz des Gottesdienstes ist die Stadt Villavicencio, wo Franziskus am selben Tag auch eine "Versöhnungsfeier" mit Opfern und Tätern des jahrzehntelangen Konflikts feiert.

In Vorbereitung auf die Zeremonie wurden die Überreste sowohl von Bischof Jaramillo als auch von Pfarrer Ramirez exhumiert.

Priester Pedro Maria Ramirez Ramos

Zu den ersten Opfern des Bürgerkriegs zählt der Priester Pedro Maria Ramirez Ramos. Der 1899 im Departament Huila geborene künftige Selige verließ nach den ersten fünf Jahren das Priesterseminar, setzte die Ausbildung nach achtjähriger Pause fort und wurde mit 31 Jahren zum Priester geweiht.

Nach mehreren Zwischenstationen wurde er Pfarrer in der Ortschaft Armero - in einem Schlüsselmoment für das Land: Nachdem am 9. April 1948 der liberale Präsidentschaftskandidat Jorge Eliecer Gaitan ermordet wurde, kam es in vielen Regionen zu Protesten seiner Anhänger gegen Konservative, die eskalierten: 2.000 Menschen kamen bei schweren Unruhen ums Leben.

Auch in Armero flammten Tumulte auf. Ordensfrauen organisierten für Pfarrer Ramirez bereits die Flucht aus der Stadt - was dieser jedoch ablehnte, um in der schwierigen Situation bei seiner Gemeinde zu bleiben. Am 10. April drang eine aufgebrachte Menschenmenge in die Kirche ein, schändete den Kirchenraum, zerrte den Priester hinaus und ermordete ihn mit Macheten

Aus Angst vor dem Mob barg niemand die Leiche. Sie wurde erst knapp zwei Wochen später, nach Wiederherstellung der Ordnung, begraben. Der Geburtsort des "Märtyrers von Armero" in La Plata, wohin man seine Überreste später überstellte, wurde zum Pilgerort.

Bischof Jesus Emilio Jaramillo Monsalve

Ein Glaubenszeuge aus jüngerer Zeit ist der 1916 geborene Bischof und Ordensmann Jesus Emilio Jaramillo Monsalve, der 1989 von der Guerillagruppe ELN ermordet wurde. Er startete seine Priesterlaufbahn als Seelsorger im Frauengefängnis von Bogota, war nach Jahren als Novizenmeister und Generaloberer seines Ordens 1971 Apostolischer Vikar und ab 1984 schließlich erster Bischof von Arauca. In dieser Funktion startete er viele Initiativen für die Kleinbauern und Indios, war stets im persönlichen Kontakt mit den Menschen in den Dörfern und errichtete ein Hospital, das Gelbfieber und Malaria behandelte.

Ein Hintergedanke von Bischof Jaramillos engagiertem Friedens- und Sozialeinsatz war auch, damit den ebenfalls in den armen Regionen tätigen linksgerichteten Guerillas den Boden zu entziehen, deren Gewalt gegen Bevölkerung und Kirche er wortgewaltig kritisierte.

Zugleich erklärte er, die Kirche müsse sich verhalten wie eine Mutter, deren Kinder im Streit sind: unparteiisch, jedoch auch furcht- und kompromisslos und bereit, sich selbst zu opfern.

Viele kirchliche Opfer im Bürgerkrieg

Der ELN, damals unter der Führung des Ex-Priesters Manuel Perez Martinez, wurde dieses Dazwischenfunken Ende 1989 zu viel: Am 2. Oktober wurde der damals 73-jährige Bischof während einer Versammlung bei einem Pfarrbesuch von Milizen entführt und wenig später neben der Straße zwischen Fortul und Tame erschossen aufgefunden. "Wenn ihr mich sucht, lasst die anderen gehen", sagte er laut der von seinem Orden herausgegebenen Biografie bei seiner Entführung. Auf seinem Grabstein wird Jaramillo als "Prophet und Märtyrers des Friedens" gewürdigt.

Jaramillo und Ramirez gehören zu einer langen Reihe von kirchlichen Opfern des Bürgerkriegs. Allein seit 1984 wurden an die 100 Priester von den Guerillas ermordet sowie 5 Ordensfrauen, 3 Ordensbrüder und 3 Seminaristen. Aus dem Episkopat starb neben Bischof Jaramillo 2002 auch Erzbischof Isaias Duarte Cancino. Jüngster Vorfall ist die Ermordung des 31-jährigen Priesters Diomer Eliver Chavarria Perez, der Ende Juli in seinem Pfarrhaus in Puerto Valdivia getötet wurde.

Etliche kolumbianische Bischöfe erhalten nach wie vor Polizeischutz.


Quelle:
KNA