Papst Franziskus hat das Martyrium von 19 Ordensleuten anerkannt, die zwischen 1994 und 1996 in Algerien ermordet worden sind. Unter ihnen sind die sieben Trappisten des Klosters von Tibhirine und der frühere Bischof von Oran, Pierre Claverie (1938-1996). Wie der Vatikan am Samstag mitteilte, unterzeichnete der Papst am Freitag die Dekrete, mit denen mehrere Seligsprechungsverfahren fortgesetzt werden können. Neben den Märtyrern in Algerien gilt dies auch für weitere Verfahren, darunter das für die französische Schriftstellerin und Mystikerin Madeleine Debrel (1904-1964).
Pionierin für christliche Mission
Für die französische Sozialarbeiterin Delbrel (1904-1964) ist damit eine mögliche Seligsprechung näher gerückt. Wie der Vatikan am Samstag bekanntgab, unterzeichnete Papst Franziskus am Freitag ein Dekret, das Delbrels "heroischen Tugendgrad" anerkennt.
Madelein Delbrel war in ihrer Jugend eigenen Angaben zufolge antiklerikal und atheistisch. Durch persönliche Lebenskrisen - die Krankheit ihres Vaters und die Trennung von ihrem Verlobten, der ins Kloster ging - sowie durch christliche Mitstudenten in Paris begann für sie ein Wandel. Den Plan, in ein Kloster zu gehen, verwarf sie. Stattdessen arbeitete sie viele Jahre als Sozialarbeiterin. Ihr christlicher Glaube machte sie zur Kritikerin sozialer Missstände; um diese zu bekämpfen, arbeitete Delbrel teilweise mit Kommunisten zusammen.
Durch ihre Lebensweise und ihre Veröffentlichungen wurde sie zu einer der führenden katholischen Intellektuellen Frankreichs. Innerhalb der Kirche galt sie als Mystikerin und Pionierin für christliche Mission in einem atheistischen Umfeld. Sie beriet Bischöfe bei wichtigen Projekten. Nachdem 1993 das Seligsprechungsverfahren für sie eröffnet worden war, erkannte der Papst nun ihren heroischen Tugendgrad an, eine der Voraussetzungen für eine Seligsprechung.
"Von Menschen und Göttern"
Die sieben französischen Trappisten des Klosters Notre-Dame de l'Atlas im Norden Algeriens waren während des Bürgerkriegs Ende März 1996 entführt worden. Ihre abgetrennten Köpfe wurden Ende Mai desselben Jahres aufgefunden. Zu der Tat bekannte sich eine terroristische Splittergruppe. Allerdings konnte der Mord nie restlos aufgeklärt werden; es gibt Vorwürfe, hinter der Entführung stecke der algerische Geheimdienst. Im Jahr 2010 wurden das Leben und das Martyrium der sieben Mönche unter dem Titel "Von Menschen und von Göttern" verfilmt. Das Seligsprechungsverfahren für die Mönche von Tibhirine war im Juli 2016 eröffnet worden.
Wenige Monate nach den Mönchen kam der Bischof von Oran, Pierre Claverie, durch ein Bombenattentat am Eingang seiner Bischofskirche ums Leben. Das Seligsprechungsverfahren, für das der Papst nun das Martyrium "aus Hass gegen den Glauben" bestätigte, läuft unter dem Titel "Pierre Clavier und 18 Gefährten". Dazu zählen neben dem Bischof und den Trappisten zehn weitere Ordensmänner und -frauen, die in Algerien wegen ihres Glaubens ermordet wurden.