Papst setzt Übergangsverwalter in Diözese La Rochelle ein

Leitungswechsel nach Vorwürfen

Nach Missbrauchsvorwürfen gegen den Bischof bekommt das westfranzösische La Rochelle einen Übergangsverwalter. Den bisherigen Bischof der Diözese, Georges Colomb, hatte der Papst auf dessen Wunsch hin in den Ruhestand versetzt.

Glockenturm von Clocher Saint-Jean in La Rochelle, Frankreich / © JeanLucIchard (shutterstock)
Glockenturm von Clocher Saint-Jean in La Rochelle, Frankreich / © JeanLucIchard ( shutterstock )

Papst Franziskus ernannte den Bischof von Lucon in der Vendee, Francois Jacolin (73), zusätzlich zum Apostolischen Administrator sede plena in La Rochelle, also zum päpstlichen Verwalter mit vollen Bischofsrechten, wie die Zeitung "La Croix" meldet.

Vorwurf sexueller Übergriffe als Oberer der französischen Auslandsmission

Colomb werden sexuelle Übergriffe in seiner Zeit als Oberer der Missions Etrangeres de Paris (französische Auslandsmission, MEP) im Jahr 2013 vorgeworfen.

Er selbst erklärte, er sei fassungslos ob der Behauptungen und weise diese vollständig zurück. Er werde voll mit den Justizbehörden kooperieren.

Colombs Nachfolger bei den MEP, der heutige Straßburger Weihbischof Gilles Reithinger, wird beschuldigt, den Vorwürfen damals nicht nachgegangen zu sein.

Auch die katholische Kirche in Frankreich wird von Missbrauchsskandalen erschüttert

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims, forderte für beide die Achtung der Unschuldsvermutung ein.

Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort / © Corinne Simon (KNA)
Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort / © Corinne Simon ( KNA )

Die katholische Kirche in Frankreich wird seit mehreren Jahren von Entdeckungen und prominenten Fällen sexueller Übergriffe und Vertuschung erschüttert.

Die "Missions Etrangeres de Paris" hatten bereits im Mai eine umfassende Untersuchung angekündigt, um mehrere mutmaßliche Fälle von sexueller Gewalt innerhalb der Auslandsmissionen und den Umgang damit aufzuklären.

Kirchlicher Strafgerichtshof in Frankreich leitet Ermittlungen ein

Unterdessen teilte der kirchliche Strafgerichtshof in Frankreich (TPCN) mit, er ermittele gegen "leitende Mitglieder" der MEP.

Der derzeitige Generalobere habe das Gericht beauftragt. Mögliche Zeugen sind aufgerufen, sich zu melden.

Das Kirchengericht ist eine besondere Einrichtung, die erst seit kurzem existiert und 2021 von der Französischen Bischofskonferenz als Instrument zur Bekämpfung von Missbrauch beschlossen wurde.

Gegründet zur Ausbildung von Indochina-Missionaren 

Die Pariser Mission wurde im 17. Jahrhundert gegründet, um Missionare für Indochina auszubilden.

Die Gemeinschaft ist als sogenannte Gesellschaft apostolischen Lebens organisiert und damit weitgehend anderen Ordensgemeinschaften gleichgestellt.

Französische Missbrauchsstudie: 216.000 Opfer seit 1950

In der katholischen Kirche in Frankreich hat es laut einer Untersuchung seit 1950 geschätzt 216.000 minderjährige Opfer sexueller Übergriffe durch Priester, Ordensleute und Kirchenmitarbeiter gegeben. Man habe zwischen 2.900 und 3.200 potentielle Täter ermittelt, so das Ergebnis einer unabhängigen Kommission, deren Gründung die französischen Bischöfe im November 2018 in Auftrag gegeben hatten.

Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Missbrauch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA