Es gehe darum, die Opfer zu hören, sie um Verzeihung zu bitten und Vertraulichkeit über die Gespräche zu wahren. Die Männer, die sich als Gäste einige Tage in der päpstlichen Residenz Santa Marta aufhalten, sollten nach dem Willen von Franziskus "in einem Klima des Vertrauens und der Wiedergutmachung des Erlittenen" alle notwendige Zeit haben, hieß es. Daher gebe es weder feste Zeitpläne noch vorgegebene Themen.
An der Begegnung nehmen Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andres Murillo teil, die von Klerikern in Chile sexuell missbraucht worden waren. Cruz, der heute als Kommunikationsexperte in New York lebt, hält sich schon seit dem vergangenen Wochenende in Rom auf. Er kündigte in verschiedenen Interviews dieser Tage an, er werde offen über "das Grauen" sprechen, und verlangte, die "Kultur des Missbrauchs und der Vertuschung" dürfe sich nicht fortsetzen. Von Franziskus verlangte Cruz vorab durchgreifende personelle Konsequenzen bei den chilenischen Bischöfen.
Franziskus will sich persönlich entschuldigen
Bekannte Termine des Papstes an diesem Wochenende beschränken sich auf eine Audienz für eine internationale Mediziner-Tagung am Samstag und das Mittagsgebet am Sonntag. Ein Besuch des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU), der am Samstag stattfinden sollte, wurde kurzfristig auf ein späteres Datum verschoben.
Vor zwei Wochen hatte der Papst in einem Brief an die Chilenische Bischofskonferenz angekündigt, sich persönlich bei Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Kleriker des Landes entschuldigen zu wollen. Den Bischöfen des Landes warf er vor, nicht wahrheitsgemäß und vollständig informiert worden zu sein.
Papst sprach im Januar noch von "Verleumdungen"
Im Mittelpunkt des Missbrauchsskandals steht der heute 87 Jahre alte Priester Fernando Karadima, der über Jahrzehnte zu den charismatischsten und einflussreichsten katholischen Geistlichen Chiles zählte. Aus seinem Kreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen Juan Barros, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird. Papst Franziskus hatte solche Vorwürfe bei seinem Chile-Besuch im Januar noch als "Verleumdungen" bezeichnet.