Papst Franziskus hatte in der vergangenen Woche einen mehrseitigen Brief an die Chilenische Bischofskonferenz geschrieben. Darin bittet er um Entschuldigung für seine falsche Einschätzung des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche. Gleichzeitig zitiert er die 32 Bischöfe des Landes in den Vatikan, um mit ihnen den Skandal aufzuarbeiten.
Der chilenische Bischof Alejandro Goic aus Rancagua rief in die Kritik geratene Mitglieder der Bischofskonferenz dazu auf, ihre ablehnende Haltung zu Rücktrittsforderungen noch einmal zu überdenken: "Jeder Einzelne ist verantwortlich für sein Handeln. Und wenn einige Brüder meinen, dass dies ein Weg ist, ist es ihre Verantwortung."
Vorwürfe gegen Bischof Juan Barros von Osorno
In Zentrum des Missbrauchskandals steht Bischof Juan Barros von Osorno, dem vorgeworfen wird, in den 1980er Jahren als junger Mann Zeuge von Missbrauchshandlungen durch den Priester Fernando Karadima geworden zu sein und dazu geschwiegen zu haben. Barros hat das bisher bestritten. Eines der Opfer, Juan Cruz, hatte bereits 2015 einen Brief an Franziskus geschrieben, in dem er die Vorkommnisse schilderte. Cruz gehört zu den drei Missbrauchsopfern, die am 28. und 29. April im Vatikan das Kirchenoberhaupt persönlich über ihre Erfahrungen informieren werden.
Bei dem geplanten Treffen des Papstes mit den Bischöfen Chiles soll anschließend der gesamte Skandal aufgearbeitet werden. Dabei geht es auch um andere mutmaßliche Täter, um Vertuschung sowie falsche und einseitige Informationen nach Rom.