"Ich werde dem Papst das Schreckliche berichten, was ich durchgemacht habe, als sie mich missbraucht haben", sagte einer der drei Teilnehmer, Juan Cruz, in einem Interview, aus dem chilenische Medien am Wochenende zitierten.
Er wolle dem Papst detailliert Auskunft geben, damit sich Franziskus selbst ein Bild machen könne, so Cruz. Zugleich sagte er der Tageszeitung "La Tercerca", dass er große personelle Veränderungen erwarte. Die chilenische Kirche stehe vor einem Erdbeben.
Persönliche Entschuldigung
Der Papst empfängt die drei Männer als Gäste im Haus Santa Marta, wie der Vatikan der Katholischen Nachrichtenagentur am Wochenende bestätigte. Demzufolge nahmen neben dem in den USA lebenden Juan Carlos Cruz zwei weitere Betroffene die Einladung des Papstes an.
Sie wollten seine angebotene persönliche Entschuldigung dafür entgegennehmen, dass er sie bei seiner Chile-Reise im Januar kritisiert habe. Damals hatte Franziskus Beschuldigungen gegen einen umstrittenen Bischof als "Verleumdungen" bezeichnet.
Brief an Chilenische Bischofskonferenz
Der Papst hatte in dieser Woche einen mehrseitigen Brief an die Chilenische Bischofskonferenz geschrieben. Darin bittet er um Entschuldigung für seine falsche Einschätzung des Missbrauchsskandals in der chilenischen Kirche. Gleichzeitig zitiert er die 32 Bischöfe des Landes in den Vatikan, um mit ihnen den Skandal aufzuarbeiten.
In dessen Zentrum steht Bischof Juan Barros von Osorno, dem vorgeworfen wird, in den 1980er Jahren als junger Mann Zeuge von Missbrauchshandlungen durch den Priester Fernando Karadima geworden zu sein und dazu geschwiegen zu haben. Barros hatte das bisher bestritten. Cruz schrieb Franziskus bereits 2015 einen Brief, in dem er die Vorkommnisse schilderte.
Missbrauchsskandal aufarbeiten
Bei dem Treffen des Papstes mit den Bischöfen Chiles in der dritten Maiwoche soll der gesamte Skandal aufgearbeitet werden. Dabei geht es auch um andere mutmaßliche Täter, um Vertuschung sowie falsche und einseitige Informationen nach Rom.