Das Sakrament der Krankensalbung ist ein reines Geschenk. Die es empfangen, brauchen nichts zu tun, außer die Salbung an sich geschehen zu lassen. Mit der Krankensalbung verbindet sich auch die Sündenvergebung, wie sie ansonsten im Sakrament der Buße, der Beichte empfangen wird.
Doch die Vergebung in der Beichte setzt ein Bekenntnis der Sünden, die Reue und die Bereitschaft zur Bekehrung voraus. In der Krankensalbung ist das alles geschenkt.
Mit der Salbung verbindet sich eine liebevolle und zärtliche Berührung. Damit wird zeichenhaft erfahrbar, wie Gott zu den Menschen steht: mit bedingungsloser und zärtlicher Liebe. Dies kommt auch in der Gebetsbitte zum Ausdruck, die der Priester spricht: "Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen.
Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf." Viele Priester haben die Erfahrung gemacht, dass schwerkranke Menschen sich beim Empfang der Krankensalbung physisch aufgerichtet und entspannt haben.
Bibel bietet gleich mehrere Beispiele
Auch biblisch ist die Salbung ein Zeichen der liebevollen Zuwendung: Im Psalm 23 vom guten Hirten heißt es: "Du salbst mein Haupt mit Öl." Der barmherzige Samariter gießt Öl und Wein auf die Wunden des ausgeraubt und verletzt am Weg Liegenden. Zur weiteren Pflege bringt er ihn in eine Herberge.
Im Brief des Jakobus wird die Krankensalbung schon als Praxis in der frühchristlichen Gemeinde beschrieben:
"Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Das gläubige Gebet wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; wenn er Sünden begangen hat, werden sie ihm vergeben."
Hilfe auf dem Weg des Abschieds
Papst Franziskus bezieht in seinem Gebetsanliegen auch ausdrücklich die Angehörigen mit ein. Sie stehen stellvertretend für die ganze christliche Gemeinde, "die sich wie ein Leib um den Leidenden und schart, in ihm den Glauben und die Hoffnung nährt und ihn durch das Gebet und die geschwisterliche Wärme stützt".
Die Krankensalbung kann eine Hilfe auf dem Weg des Abschieds von einem geliebten Menschen sein. Irgendwann wird dieser Abschied unausweichlich. Doch in der Krankensalbung drückt sich auch die Hoffnung aus, die über den Tod hinaus geht. "Stärker als der Tod ist die Liebe", heißt es im Hohelied.
Der französische Philosoph Gabriel Marcel hat es so formuliert: "Einen Menschen lieben heißt sagen: Du wirst nicht sterben."
Nicht zwangsläufig der letzte Schritt
In einer Katechese über die Krankensalbung bezeichnet sie Papst Franziskus als das Sakrament, das uns das Erbarmen Gottes gegenüber den Menschen mit Händen greifen lässt. Kritisch sieht er indes die Vorstellung von der Krankensalbung als "letzter Ölung" - so als ob nach dem Priester gleich das Bestattungsunternehmen kommt.
Er hält dagegen: "Der Priester kommt, um dem Kranken oder dem alten Menschen zu helfen, darum ist der Besuch der Priester bei den Kranken so wichtig."
Im Priester und in den Angehörigen ist es Jesus selbst, der den Kranken Kraft und Hoffnung schenkt: "Er nimmt uns an der Hand, er liebkost uns wie er es mit den Kranken getan hat, und er erinnert uns daran, dass wir nunmehr ihm gehören und dass nichts - nicht einmal das Böse und der Tod - uns jemals von ihm trennen kann."