Papst verzichtet auf Prozession

Fronleichnam in Rom

Die Fronleichnamsprozession in der römischen Innenstadt ist in diesem Jahr erstmals seit vielen Jahren nicht vom Papst geleitet worden. Die Aufmerksamkeit der Gläubigen sollte sich auf die Monstranz mit der geweihten Hostie konzentrieren.

Fronleichnam in Rom (dpa)
Fronleichnam in Rom / ( dpa )

Nach dem Gottesdienst auf dem Vorplatz der Lateranbasilika begab sich Franziskus unter Verzicht auf die lange Tradition direkt mit dem Auto zur Kirche Santa Maria Maggiore, wo er das Eintreffen der Prozession abwartete und den Schlusssegen spendete. Die Prozession selbst leitete Kardinalvikar Agostino Vallini, der Stellvertreter des Papstes als Bischof von Rom.

Jeder Mensch trägt nach den Worten von Papst Franziskus einen durch keine Macht dieser Welt stillbaren Hunger nach Liebe und Ewigkeit in sich. Diesen könnten nur die eucharistischen Gaben von Brot und Wein stillen, sagte der Papst während des Fronleichnamsgottesdienstes. Jesus selbst sei das "lebendige Brot". Sein Leib und sein Blut nähmen in der Eucharistiefeier die Gestalt von Brot und Wein an. Allerdings erscheine diese Speise zunächst oft "weniger geschmackvoll als gewisse Speisen, die uns die Welt anbietet», so der Papst in seiner Predigt vor mehreren Zehntausend Menschen auf dem Platz vor der Lateranbasilika. Als Beispiele nannte er die Gier nach Geld, Erfolg und Macht sowie Eitelkeit und Ehrgeiz.

Franziskus verwies auf die biblische Geschichte vom Auszug des Volks Israel aus Ägypten. In der Wüste hätten die Flüchtenden dem Fleisch und den Zwiebeln nachgetrauert, die sie in Ägypten gegessen hätten, und dabei vergessen, dass sie diese Speisen als Sklaven eingenommen hätten, führte der Papst aus.

Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) verwendete für die Prozession einen Wagen, wobei sie während der Fahrt auf einer Bank vor der Monstranz mit dem Allerheiligsten knieten. Seine erste Fronleichnamsprozession im vergangenen Jahr hatte Franziskus zu Fuß zurückgelegt.

Unterdessen harren in Santa Maria Maggiore weiterhin rund 120 Frauen und Männer mit ihren Kindern aus. Vor knapp drei Wochen hatten sie nach der Räumung eines von ihnen besetzten Gebäudes hier Zuflucht gesucht. Die Verhandlungen mit der Stadt Rom über eine alternative Unterbringung dauern an.

Der Vatikan, zu dessen extraterritorialen Gebiet die Kirche zählt, äußerte sich bislang offiziell nicht zur Kirchenbesetzung. Die Familien, die der Wohnungslosen-Bewegung angehören, sollen den Papst in zwei Briefen um Hilfe gebeten haben. Aus dem vatikanischen Presseamt verlautete am Donnerstag, dass es sich um eine Angelegenheit der Stadt Rom handle; diese müsse eine Lösung finden. Nach Medienberichten sollen die Besetzer in den vergangenen Tagen auch mit dem päpstlichen Almosenverwalter, Erzbischof Konrad Krajewski, zusammengetroffen sein.


Papst Franziskus während der Pfingstmesse (dpa)
Papst Franziskus während der Pfingstmesse / ( dpa )
Quelle:
KNA