Papst warnt Katholiken davor, auf der Stelle zu treten

"Die heiligen Hallen verlassen"

Papst Franziskus hat Katholiken zum Patronatsfest Peter und Paul vor einer rückwärtsgewandten Weltsicht gewarnt. "Wir erleben immer noch eine Menge innerer Widerstände, die uns nicht erlauben, in Bewegung zu kommen", sagte er in Rom.

Autor/in:
Alexander Pitz
Papst Franziskus während der Messe zum Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus im Petersdom / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus während der Messe zum Hochfest der Heiligen Petrus und Paulus im Petersdom / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Manchmal werde die Kirche von "Faulheit" überkommen, "und wir ziehen es vor, uns auf die wenigen sicheren Dinge zu besinnen, die wir besitzen", so das katholische Oberhaupt am Mittwoch bei einer Messe im Petersdom. Stattdessen sollten die Gläubigen "aufstehen und den Blick auf neue Horizonte richten, auf das weite Meer".

Wenn es der Kirche nicht gelinge, aus dem "Gefängnis der Gewohnheit" zu entkommen, drohe sie in die "geistliche Mittelmäßigkeit" abzurutschen, mahnte Franziskus. Auch in der Seelsorge bestehe die Gefahr, "auf der Stelle zu treten". So entstehe ein "Eindruck von Lauheit und Trägheit". Ein solch formalistisches, erstarrtes, selbstbezogenes Christentum werde dem Evangelium nicht gerecht.

Papst Franziskus kommt mit Gehstock zur Feier des Hochfestes der Heiligen Petrus und Paulus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Papst Franziskus kommt mit Gehstock zur Feier des Hochfestes der Heiligen Petrus und Paulus / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Mit Leidenschaft an Weltsynode beteiligen 

Der Papst rief dazu auf, sich "mit Leidenschaft und Demut" an der aktuellen Weltsynode der katholischen Kirche zu beteiligen. Dort gehe es keineswegs ums Nörgeln und Klagen; viel wichtiger sei, "die heiligen Hallen" zu verlassen und Jesus anzunehmen.

Niemand dürfe bei diesem Prozess ein "passiver Zuschauer" bleiben; dafür seien die globalen Missstände zu gravierend. Franziskus sprach von Gewalt, Korruption, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung.

Gegen "Perversion des Klerikalismus"

Erneut warb er für eine inklusivere Kirche und kritisierte die "Perversion des Klerikalismus". Es sei falsch, sich in kirchlichen Kreisen zu verschließen, um "sterile Diskussionen" zu führen. "Wir können und müssen eine Kirche sein, die sich für eine Kultur der Fürsorge einsetzt" so der 85-Jährige.

Wie jedes Jahr an Peter und Paul segnete der Papst die sogenannten Pallien, die für kürzlich ernannte Metropolitan-Erzbischöfe bestimmt sind. Bei diesen Ehrenzeichen handelt es sich um mit Kreuzen bestickte weiße Schulterbänder; sie sollen die besondere Verbundenheit der Erzbischöfe mit Rom ausdrücken.

Papst Franziskus

"Wir können und müssen eine Kirche sein, die sich für eine Kultur der Fürsorge einsetzt."

Grüße richtete das Kirchenoberhaupt an eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, die zurzeit im Vatikan zu Gast ist: "Lasst uns gemeinsam gehen, denn nur gemeinsam können wir Samen des Evangeliums und Zeugen der Brüderlichkeit sein", sagte er.

Die katholische Kirche gedenkt am 29. Juni der Apostel Petrus und Paulus. Sie starben der Überlieferung nach um das Jahr 64 als Märtyrer in Rom und sind auch Schutzheilige der Stadt; deshalb ist der Tag in Rom und im Vatikan Feiertag.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA
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