Papst zieht positive Zwischenbilanz seiner Reformen

Nicht bloß alles eigene Ideen

Papst Franziskus zieht eine positive Zwischenbilanz seiner Reformen an der Spitze der katholischen Kirche. In einem Interview beklagte er sich zudem über die Medien und die Gefahr verzerrter Darstellungen jenseits von Objektivität.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die von ihm nach knapp neun Jahren Vorarbeit durchgesetzte Reform der vatikanischen Kurie habe er auf Wunsch des Kardinalskollegiums in Gang gesetzt, betonte der Papst. Er äußerte sich in einem am Freitag veröffentlichten Interview der argentinischen Nachrichtenagentur Telam.

Papst Franziskus auf dem Weg zur Weihnachtsansprache vor der römischen Kurie / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus auf dem Weg zur Weihnachtsansprache vor der römischen Kurie / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Ich habe all das aufgenommen, was die Kardinäle in den Diskussionen unmittelbar vor dem Konklave gesagt haben", so der 85-Jährige. Nichts davon seien bloß seine eigenen Ideen gewesen. Ein Beispiel sei die Reform der Kurie, die derzeit mit der Apostolischen Konstitution "Praedicate Evangelium" umgesetzt werde. Sie helfe der Kirche, missionarisch zu werden und das Wort Gottes zu verkünden.

All dies sei vor dem Hintergrund der besonderen Erfahrungen der Kirche in Lateinamerika geschehen, betonte der aus Argentinien stammende Papst. In Lateinamerika sei die Kirche stets "nahe am Volk" gewesen. Die Kirche habe in dem Augenblick ihr eigentliches Wesen verloren, als das Volk sich in ihr nicht mehr ausdrücken konnte.

Papst beklagt Verzerrung in den Medien

Für Papst Franziskus gibt es "vier Sünden der Medienkommunikation". Diese seien Desinformation, Verleumdung, Diffamierung und die Lust am Skandal, sagte der 85-Jährige in einem Interview der argentinischen Nachrichtenagentur Telam (Freitag). "Kommunikation ist etwas Heiliges" und müsse daher mit "Ehrlichkeit und Authentizität" erfolgen, so der Papst. Kommunikation bedeute in erster Linie, "sich gut einzubringen".

Papst Franziskus auf Instagram / © Harald Oppitz (KNA)
Papst Franziskus auf Instagram / © Harald Oppitz ( KNA )

Den Medien empfahl er, eine gesunde Objektivität. "Um ein guter Kommunikator zu sein, muss der Kommunikator ein korrekter Mensch sein," betonte er.

Er selbst müsse sehr vorsichtig sein, dass die Medien seine Gedanken nicht verzerrten. Das habe er etwa mit Blick auf seine Äußerungen über den Ukraine-Krieg gemerkt. Diese seien in manchen Medien so transportiert worden, als habe er die Aggression des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht verurteilt.

In Wahrheit habe er etwas anderes sagen wollen: "In Wirklichkeit ist der Kriegszustand etwas viel Umfassenderes, Ernsteres, und darin gibt es weder Gute noch Böse. Wir sind alle involviert, das müssen wir lernen."

Kurie

Römische Kurie nennt man die Gesamtheit der kirchlichen Behörden, durch die der Papst die Kirche leitet. Sie trägt ihren Namen nach der ältesten Einteilungsform der römischen Bürgerschaft, die "Kurie" (lateinisch curia). Zur Römischen Kurie gehören das vatikanische Staatssekretariat, die Kongregationen, die Gerichtshöfe, päpstlichen Räte und Kommissionen.

Zwei Geistliche vor den Absperrungen am Petersplatz / © Evandro Inetti (dpa)
Zwei Geistliche vor den Absperrungen am Petersplatz / © Evandro Inetti ( dpa )
Quelle:
KNA