Papstvertrauter und US-Kardinal Cupich wird 75 Jahre alt

Franziskus' Mann in den USA

In der gespaltenen US-Bischofskonferenz gilt er als treuer Gefolgsmann des Papstes. Chicagos Kardinal Blase Cupich begeht nun seinen 75. Geburtstag. Franziskus weiß, was er an dem Erzbischof der "Windy City" hat.

Autor/in:
Johannes Senk
Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Offene Briefe gegen den Papst, Attacken bis hin zu Ketzer-Vorwürfen - die USA sind für Franziskus ein schwieriges Pflaster.

Gut organisierte Opposition

In kaum einem Land schlägt ihm eine derart gut organisierte Opposition entgegen; nirgends stießen Entscheidungen wie die Einschränkung der lateinischen Alten Messe auf derart heftigen Widerstand. In der US-Bischofskonferenz halten die Konservativen eine Mehrheit. 

Umso wichtiger sind die Unterstützer des Papstes. Einer der profiliertesten Vertreter des "Franziskus-Flügels", der Chicagoer Kardinal Blase Cupich, wird am Dienstag (19. März) 75 Jahre alt.

Erzbistum Chicago wichtigster Bischofssitz der USA

Cupich wurde 1949 in Nebraska geboren. Er studierte unter anderem an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. 1998 wurde er Bischof von Rapid City in South Dakota. Ab 2010 war er Bischof von Spokane im Bundesstaat Washington, bis ihn Franziskus schließlich 2014 auf den erzbischöflichen Stuhl in der Metropole Chicago berief. Das Erzbistum Chicago zählt zu den wichtigen Bischofssitzen der USA.

Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago / © Tyler Orsburn/CNS photo (KNA)
Kardinal Blase Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago / © Tyler Orsburn/CNS photo ( KNA )

Die auch als "Windy City" bezeichnete Metropole im Bundesstaat Illinois ist die drittgrößte Stadt der USA. Knapp ein Drittel der knapp 2,8 Millionen Einwohner sind Katholiken. Seit 1924 wurde jeder Erzbischof dort auch zum Kardinal ernannt. Franziskus nahm Cupich 2016 ins Kardinalskollegium auf.

Cupich stellt sich demonstrativ auf Seite des Papstes

Im gespaltenen US-Episkopat stellt sich Cupich stets demonstrativ auf Seite des Papstes. "Die Geschichte wird auf diese Zeit als einen Wendepunkt in der Kirchengeschichte blicken, genau wie bei Papst Johannes XXIII. und dem Zweiten Vatikanischen Konzil", sagte er zuletzt im DOMRADIO.DE-Interview. Franziskus führe die Kirche "in das nächste Kapitel der Kirchengeschichte".

Archiv: Jesuit Hans Zollner (v.l.), Erzbischof Charles Scicluna, Kardinal Blase J. Cupich, Alessandro Gisotti, Pressesprecher ad interim des Vatikans, Federico Lombardi, ehemaliger Pressesprecher des Vatikans, und Schwester Bernadette Reis / © Gregorio Borgia (dpa)
Archiv: Jesuit Hans Zollner (v.l.), Erzbischof Charles Scicluna, Kardinal Blase J. Cupich, Alessandro Gisotti, Pressesprecher ad interim des Vatikans, Federico Lombardi, ehemaliger Pressesprecher des Vatikans, und Schwester Bernadette Reis / © Gregorio Borgia ( dpa )

Ebenso deutlich seine Meinung zu den Papst-Kritikern: "Ich weiß, dass es kritische Stimmen gibt, aber das sind wenige. Sie sind laut, aber sie sind nicht viele", so der Kardinal. 

Cupich scheut sich nicht davor, manchen Amtsbrüdern öffentlich zu widersprechen. Als der damalige Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Jose Gomez, nach der Wahl des Katholiken Joe Biden zum Präsidenten dessen Haltung zu Abtreibung und Genderfragen als "ernsthafte Bedrohung des Gemeinwohls" kritisierte, bezeichnete Cupich den Brief des Erzbischofs von Los Angeles als "unüberlegte Erklärung". Zudem habe Gomez ohne Absprache mit den anderen Bischöfen gehandelt. 

Deutsche Bischöfe hätten die besten Absichten

Etwas weniger deutlich positionierte sich der Erzbischof zum Reformvorhaben Synodaler Weg in Deutschland. Er habe dazu keine direkten Einblicke, sagte Cupich im Interview gegenüber DOMRAIO.DE. Wenn es sich jedoch um eine Art parlamentarischen Prozess handle, "in dem demokratische Abstimmungen im Vordergrund stehen, in dem Stimmen ausgezählt und Argumente gegenübergesetzt werden, dann wäre das aus katholischer Sicht in der Tat schwer zu verteidigen".

Der Chicagoer Erzbischof Cupich (r), spricht mit Kardinal Marx beim Gipfeltreffen zum Thema Missbrauch  / © Alessandra Tarantino (dpa)
Der Chicagoer Erzbischof Cupich (r), spricht mit Kardinal Marx beim Gipfeltreffen zum Thema Missbrauch / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Aber er kenne einige deutsche Bischöfe und wisse, dass diese beste Absichten hätten. "Das sind gute Hirten, die ihr bestes geben, um auf die Stimme der Gläubigen zu hören, ihre Wünsche und Hoffnungen zu sehen. Ich glaube, mit der Zeit wird das Projekt einen guten Abschluss finden."

"Anführer in der neuen Ära des Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen"

Auch im wohl schwierigsten Themenfeld für einen Bischof - dem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt und deren Aufarbeitung - machte Cupich bislang eine vergleichsweise gute Figur. Als im vergangenen Jahr der Generalstaatsanwalt von Illinois, Kwame Raoul, einen Bericht zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in dem US-Bundesstaat vorlegte, bezeichnete Cupich die Ergebnisse als widerlich. 

Er hoffe, "dass die Veröffentlichung dieses Reports eine Gelegenheit für den Generalstaatsanwalt sein wird, alle Erwachsenen zu mobilisieren, Kinder zu schützen". Generalstaatsanwalt Raoul wiederum würdigte den Erzbischof als "Anführer in der neuen Ära des Umgangs mit Missbrauchsvorwürfen".

Cupich wird gemäß Kirchenrecht zum 75. Geburtstag seinen Rücktritt als Erzbischof anbieten. Doch scheint klar, dass Franziskus auf seine Stimme nur ungern verzichten will. Dass der Papst den altersbedingten Rücktritt unverzüglich annimmt, ist eher unwahrscheinlich.

Die katholische Kirche in den USA

Die römisch-katholische Kirche ist die größte Glaubensgemeinschaft der USA, denn die Protestanten teilen sich in verschiedene Konfessionen. Ein knappes Viertel der US-Amerikaner ist katholisch, die meisten Katholiken leben im Nordosten und im Südwesten. Genaue Zahlen sind schwierig, weil in den USA der Wechsel einer Konfession sehr häufig vorkommt.

Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 (shutterstock)
Die katholische Kirche in den USA / © rawf8 ( shutterstock )

 

Quelle:
KNA