Patriarch erhofft Vergebungsbitte von Muslimen an Christen

Östliche Gesellschaft kenne kaum Kultur der Vergebung

Der chaldäische Patriarch von Bagdad erwartet eine ähnliche Vergebungsbitte, wie der Papst dies in Kanada getan habe, von islamischen Führer gegenüber christlichen Minderheiten im Nahen Osten. Diesen sei viel Leid widerfahren.

Außenansicht der Kirche der Jungfrau Maria, Königin des Rosenkranzes in Bagdad / © Homo Cosmicos (shutterstock)
Außenansicht der Kirche der Jungfrau Maria, Königin des Rosenkranzes in Bagdad / © Homo Cosmicos ( shutterstock )

Anlässlich der Papstreise in Kanada erhofft sich der chaldäische Patriarch Kardinal Louis Raphael I. Sako von Bagdad eine ähnliche Vergebungsbitte von muslimischen Führern gegenüber der christlichen Minderheit im Nahen Osten. "Ich hoffe, dass dieses Beispiel auch muslimischen Behörden dazu dienen kann, all das Leid, das Christen zugefügt wurde, zu verstehen und um Vergebung zu bitten", sagte er dem italienischen Informationsdienst SIR (Mittwoch). Als Beispiel nannte er die Täter der Terrormiliz IS, die "so viele Christen töteten und sie zwangen, zum Islam zu konvertieren".

Wo Entschuldigungen dem Stolz widersprechen

Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Louis Raphael I Sako / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Leider, so räumte der Kardinal ein, finde man in anderen politischen Institutionen keine Kultur der Entschuldigung. "In unserer östlichen Gesellschaft, die sich auf die Autorität der Führung und des Scheichs stützt, ist die Kultur der Vergebung fast nicht vorhanden." "Entschuldigungen", so Sako weiter, "widersprechen meiner Würde, meinem Schicksal und meinem Stolz."

Einen Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen, sei hingegen keine Schwäche, sondern eine Stärke, die das Ansehen einer Person erhöhe. Daher hoffe man, dass muslimische Autoritäten sich auch "für die Gewalt gegen die einheimischen Christen des Landes entschuldigen und sie dadurch beruhigen können".

Christen im Irak

Der Irak zählt zu den ältesten Siedlungsgebieten des Christentums. Dessen Ursprünge im Zweistromland werden bis auf den heiligen Apostel Thomas zurückgeführt. Im irakischen Kernland, dem früheren Mesopotamien, stellten Christen vor der islamischen Eroberung im 7. Jahrhundert die Bevölkerungsmehrheit. Ihr Anteil nahm danach immer weiter ab.

Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw (dpa)
Papst Franziskus zu Besuch im Irak / © Ameer Al Mohammedaw ( dpa )
Quelle:
KNA
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