Patriarch ermuntert zu gegenseitiger Liebe

Ostern in Jerusalem

Katholiken aus aller Welt haben sich in Jerusalem zur Osterfeier versammelt. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, sprich in seiner Osterpredigt in der Grabeskirche auch die Gewalt in Israel an.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, spricht während der Ostervigil in der Grabeskirche in Jerusalem am 8. April 2023. / © Andrea Krogmann/KNA  (KNA)
Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, spricht während der Ostervigil in der Grabeskirche in Jerusalem am 8. April 2023. / © Andrea Krogmann/KNA ( KNA )

Die heutige Zeit kranke an einem Mangel an Liebe, sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, in seiner Osterpredigt in der Grabeskirche. Ostern sei eine Einladung an die Kirche und an alle, auf die Liebe Jesu zu setzen und "hier im Heiligen Land und in der Welt Urheber von Leben, Liebe, Vergebung und Hoffnung zu sein".

Gewalt, Ausgrenzung und Ablehnung

Der italienische Franziskaner beklagte die Gewalt gegen christliche Stätten und Symbole im Heiligen Land, die "nur ein Ausdruck weit verbreiteter Gewalt" sei. Die Welt sei geprägt von Gewalt, Tod und tiefem Misstrauen. Statt Beziehungen aufzubauen und gemeinsame Perspektiven zu schaffen, werde Ausgrenzung und Ablehnung gefördert.

"Die Politik scheint uns in einen Strudel immer größerer Spaltungen stürzen zu wollen; nicht nur zwischen Israelis und Palästinensern, sondern auch unter Israelis und unter Palästinensern", so Pizzaballa.

Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, segnet die Gottesdienstbesucher mit Weihwasser, während der Ostervigil in der Grabeskirche in Jerusalem am 8. April 2023. / © Andrea Krogmann (KNA)
Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, segnet die Gottesdienstbesucher mit Weihwasser, während der Ostervigil in der Grabeskirche in Jerusalem am 8. April 2023. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Die Menschen wüssten nicht wirklich, wie sie einander lieben sollen; das führe zu einer "ziemlich deprimierenden Zeit". Es gelte, wie die Jünger nach dem Tod und der Auferstehung Jesu die Liebe neu zu entfachen, "die uns sagt, zum Grab zu laufen, den Mut zu haben, die Fäden zerbrochener Beziehungen zu erneuern, verletzte Freundschaften zu heilen, trotz Verrats zu vertrauen, die heilende Kraft der Vergebung zu erfahren, Zusammenhänge von Schönheit und Gelassenheit zu schaffen, das Herz von Gefühlen von Hass und Groll zu heilen, Vertrauen, Sehnsucht und Leidenschaft zu erzeugen".

Verschiedene Osterfeiern

Die zentrale Osternachtsfeier der lateinischen römisch-katholischen Katholiken wurde aus historischen Gründen bereits am Samstagmorgen in der Grabeskirche gefeiert. In der Nacht zum Sonntag zogen Pfadfindergruppen und Pilger durch die Altstadt. Die deutschsprachigen Lutheraner feierten ihren Ostergottesdienst in den frühen Morgenstunden auf dem Gelände der Himmelfahrtkirche am Ölberg.

Am Morgen versammelten sich zudem Zehntausende Juden an der Klagemauer in der Altstadt zum traditionellen Priestersegen (Birkat Kohanim). Seit 1970 wird dieser Segen zweimal jährlich - zu den Wallfahrtsfesten Pessach und dem Laubhüttenfest Sukkot - von Hunderten Nachkommen der jüdischen Priester (Kohanim) an der Klagemauer gesprochen und über Lautsprecher sowie zuletzt auch live im Internet übertragen.

Der Segensspruch, der ganzjährig Teil des täglichen jüdischen Morgengebets ist, stammt aus dem biblischen Buch Numeri und lautet: "Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden."

Angespannte Sicherheitslage am Tempelberg

Die Sicherheitskräfte in Jerusalem waren wegen der angespannten Sicherheitslage in höchster Alarmbereitschaft. In der Nacht zu Sonntag hatte sich erneut eine Gruppe Palästinenser in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg verbarrikadiert. Anders als zu Beginn der Woche kam es jedoch nicht zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, zweiter von links, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, während der Ostervigil in der Grabeskirche in Jerusalem am 8. April 2023.  / © Andrea Krogmann (KNA)
Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, zweiter von links, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, während der Ostervigil in der Grabeskirche in Jerusalem am 8. April 2023. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Israel erlaubte laut Medienberichten jüdischen Israelis den Besuch der Heiligen Stätte am Sonntagmorgen. Gleichzeitig kündigte die Armee an, die Grenzübergänge zu den besetzten palästinensischen Gebieten sowie zum Gazastreifen bis zum Ende des jüdischen Pessach-Fests abzuriegeln. Bis Mitternacht am 12. April sollen nur humanitäre Notfälle die Grenzen passieren dürfen.

Orthodoxe feiern Heilige Woche

Am Ostermontag bieten verschiedene christliche Gruppen "Emmaus-Gänge" an. Sie gehen dabei jenen Weg der biblischen Erzählung nach, auf dem sich Jesus nach seiner Auferstehung erstmals seinen Jüngern zeigte.

Wegen unterschiedlicher Kalenderberechnungen haben für die orthodoxen Kirchen mit dem Palmsonntag die Feiern der Heiligen Woche begonnen. Höhepunkt der orthodoxen Ostern ist die über 1.200 Jahre alte Liturgie des "Heiligen Feuers" am Samstagmittag (15. April). Dabei entzündet sich nach orthodoxem Volksglauben auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle. Das Feuer wird dann an die Gläubigen in der überfüllten Kirche und in den Gassen der Altstadt weitergereicht.

Quelle:
KNA
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