Die am Samstag verkündete Waffenruhe solle für Verhandlungen und eine politische Lösung der Probleme genutzt werden. "Ein schlechter Frieden ist besser als ein guter Streit", betonte das Kirchenoberhaupt.
Kyrill I. sprach den Bewohnern von Berg-Karabach und den Völkern Aserbaidschans und Armeniens wegen des seit mehr als 30 Jahren andauernden Konflikts sein tiefes Mitgefühl aus. Allen Opfern "dieses schrecklichen Kriegs" und ihren Familien bekundete er sein Beileid.
Die russisch-orthodoxe Kirche habe mit den spirituellen Führungspersönlichkeiten Armeniens und Aserbaidschans, Katholikos-Patriarch Karekin II. und Scheich-ul-Islam Allahshukur Paschazade, lange daran gearbeitet, "damit aus dieser Konfrontation kein interreligiöser Konflikt wird und die Probleme auf friedliche Weise gelöst werden können". Jeder müsse jetzt alles tun, um das Blutvergießen zu stoppen, so der Moskauer Patriarch.
Unruhen trotz Feuerpause
Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan hatten sich unter russischer Vermittlung in Moskau auf einen Waffenstillstand verständigt, um Gefangene auszutauschen und Tote in ihre Heimat zu überführen. Beide Seiten warfen sich seither aber gegenseitig vor, die Feuerpause missachtet zu haben. Auch am Dienstag berichteten sie, dass die jeweils andere Seite sie erneut angegriffen habe. Das mehrheitlich von christlichen Armeniern bewohnte Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Staatsgebiet. Die Region wird aber de facto nicht vom islamisch geprägten Aserbaidschan kontrolliert, sondern von Armenien.
Bereits kurz nach Beginn der schweren Gefechte Ende September hatte ein Kirchensprecher erklärt, Kyrill I. bete für eine schnelle friedliche Lösung des Konflikts. Die nun veröffentlichte schriftliche Erklärung ist die erste direkte Wortmeldung des Patriarchen zu den Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan.