Auch weitere Vertreter von Weltkirchenrat und russischer-orthodoxer Kirche nahmen an den Gesprächen teil. Im Fokus standen nach Angaben beider Seiten die gegenwärtig "schwierigen internationalen Beziehungen", die sich auf das Verhältnis zwischen den christlichen Konfessionen auswirkten. "Ich begrüße, dass Sie in diesen schweren Zeiten nach Russland gekommen sind", sagte Kyrill zu Beginn des Austauschs.
Sowohl Sauca als auch der Patriarch versicherten angesichts der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine, zu einer friedlichen Lösung beitragen zu wollen. "Ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir als Kirchen über Logik und Interessen der Politiker hinausgehen und uns für einen gerechten Frieden einsetzen müssen", sagte das Oberhaupt der russischen Kirche. Religionsführer sollten keinesfalls "Öl ins Feuer gießen, sondern alles in ihrer Macht Stehende tun, um es zu löschen". Nur durch Dialog sei es möglich, Zerstörung und Blutvergießen zu vermeiden.
"Zitate aus Zusammenhang gerissen"
Der Patriarch ist ein wichtiger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Seine Predigten zum Einmarsch in die Ukraine sorgen seit Monaten international für Empörung. Ende September versprach Kyrill russischen Soldaten die Vergebung all ihrer Sünden, wenn sie im Krieg ihr Leben ließen.
Angesprochen auf diese und weitere kontroverse Aussagen zum Kriegsgeschehen, gab die russische Delegation zu Protokoll, dass die Zitate aus dem Zusammenhang gerissen worden seien. Einige Akteure versuchten auf diese Weise, "Anschuldigungen zu konstruieren". Nach Angaben des ÖRK stellte Kyrill im Verlauf des Gesprächs mit Sauca klar: "Krieg kann niemals heilig sein."
"Brücken des Friedens und der Versöhnung"
Der Generalsekretär entgegnete: "Wir schätzen die russisch-orthodoxe Kirche", die zu den wichtigsten Mitgliedern des ÖRK zähle. Gemeinsam wolle man "Brücken des Friedens und der Versöhnung" bauen, um eine nukleare Eskalation zu verhindern.
Dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen gehören rund 350 christliche Kirchen und Gemeinschaften aus mehr als 100 Staaten an. Der Dachverband versteht sich als Forum für Austausch und Dialog sowie als Impulsgeber der christlichen Gemeinschaften für Politik, Kultur und Gesellschaft.