Pax Christi ruft zu Friedensgebet und Demonstration auf

"Das greift ganz Europa an"

Die katholische Friedensbewegung Pax Christi will mit den Menschen in der Ukraine beten und lädt daher zu einem Friedensgebet am Freitagabend und zu einer Demonstration am Sonntag ein, erklärt Generalsekretärin Christine Hoffmann.

Das Brandenburger Tor leuchtet in den Farben der Ukraine / © Paul Zinken (dpa)
Das Brandenburger Tor leuchtet in den Farben der Ukraine / © Paul Zinken ( dpa )

DOMRADIO.DE: Der Angriff von Putins Soldaten auf die Ukraine hat uns alle fassungslos gemacht und macht das auch immer noch. Was war Ihre Reaktion, als Sie davon gehört haben?

Christine Hoffmann (Generalsekretärin von Pax Christi): Ich habe mich fürchterlich erschrocken. Ich habe es nicht für möglich gehalten. Es ist noch nicht viele Tage her, da haben wir zuletzt im DOMRADIO gesprochen. Und ich habe zu denen gehört, die wirklich ganz entsetzt sind, dass er da Ernst macht.

Das ist menschenverachtend, Krieg zu führen. Pax Christi verurteilt diesen Krieg und fordert ihn mit allen Kirchen sowie auch dem Rat der ukrainischen Kirchen auf, sofort die Kämpfe einzustellen und diesen Krieg zu beenden.

DOMRADIO.DE: Deswegen gibt es auch heute Abend um 18 Uhr ein Zoom-Online-Gebet für Frieden. Was ist da genau geplant?

Christine Hoffmann / © Pax Christi
Christine Hoffmann / © Pax Christi

Hoffmann: Wir möchten die Menschen einladen, miteinander innezuhalten, damit wir uns gemeinsam stärken können, damit wir zu unseren Quellen finden, damit wir beten und an die Menschen in der Ukraine denken, die jetzt so furchtbar bedroht sind, ihr Zuhause zu verlieren, sich auf die Flucht begeben und Angst haben.

Wir können uns im Gebet mit ihnen zusammentun und wir können in diesem Innehalten selbst auch verarbeiten, was wir gerade erleben. Denn es fällt uns auch nicht leicht zuzuschauen, was da passiert. Gemeinsam beten und die Menschen in der Ukraine durch unser Gebet stärken, das ist geplant.

DOMRADIO.DE: Putin und den Soldaten dürfte es ja relativ egal sein, wenn wir für den Frieden beten. Die werden deswegen nicht aufhören zu schießen, oder?

Hoffmann: Im Ernstfall eines Krieges fällt den Kirchen die Rolle zu, Menschen darin zu stärken, dass sie die Hoffnung auf eine Zukunft in Frieden überhaupt aufrechterhalten können. Wir können als Friedensbewegung jetzt nicht in dem verfallen, dass wir das alles retten können.

Christine Hoffmann

"Wir müssen im Moment ertragen, dass da Krieg geführt wird und das macht uns alle fassungslos. Aber wir dürfen wirklich beten und an die Menschen denken, uns im Gebet miteinander verbinden."

Wir haben im Moment keine Lösung. Wir müssen im Moment ertragen, dass da Krieg geführt wird und das macht uns alle fassungslos. Aber wir dürfen beten und an die Menschen denken, uns im Gebet miteinander verbinden. Ich finde das eine richtig wichtige Aufgabe, weil wir Christ*innen glauben, dass Frieden möglich ist und verschlossene Türen auch wieder geöffnet werden können.

In Mainz und in Fulda haben gestern die Glocken für den Frieden geläutet. Ja, das kann man Symbole nennen. Aber es ist unsere Art, zusammenzukommen und unsere Kraft für die Menschen und für den Frieden zusammenzubringen und vor Gott zu tragen.

DOMRADIO.DE: Sie haben vorhin schon die Kirche angesprochen, in der Ukraine auch durchaus interkonfessionell. Haben Sie Kontakt mit den Christen dort?

Hoffmann: Wir haben insbesondere zu der Caritas in der Ukraine Kontakt. 2012 waren wir das letzte Mal auf einer Reise dorthin und die haben uns auch die Frontlinie gezeigt. Gestern gab es von Renovabis eine Zoom-Konferenz, wo berichtet wurde, dass die Caritas-Projekte jetzt erst einmal vorübergehend eingestellt werden müssen, weil die Bedrohung für die Mitarbeiter so stark ist. Das ist furchtbar.

Ich bin da teilweise mitgefahren. Die bringen Menschen, die da wohnen und behindert sind und nicht wegfahren können, Medikamente. Die machen Suppenküchen. Das sind die ganz konkreten Auswirkungen von diesem furchtbaren Krieg im Moment, dass jetzt sogar diese kleinen Hilfen gestoppt werden müssen. Das ist eine furchtbare Situation auch für die Menschen in der Ukraine, die da in der Caritas arbeiten.

DOMRADIO.DE: Für Sonntag hat Pax Christi zu einer Demonstration in Berlin an der Siegessäule um 13 Uhr aufgerufen. Das Motto lautet "Stoppt den Krieg, Frieden für die Ukraine und ganz Europa". Was genau ist da geplant auf der Kundgebung?

Hoffmann: Wir haben ein ganz großes Bündnis zusammengebracht, das gemeinsam auf die Straße geht. Da ist "Campact" dabei, da ist "ver.di" dabei, da ist die evangelische Kirche dabei, da ist Pax Christi dabei. Da sind die Umweltorganisationen dabei. Wir gehen alle gemeinsam auf die Straße, um zu zeigen, Putins Krieg ist nicht nur ein Angriff auf die Ukraine.

Das greift ganz Europa an, denn Putin greift als Autokrat die Demokratie und internationales Recht an und wir gehen gemeinsam auf die Straße, um uns auch als demokratische Zivilgesellschaft gegenseitig zu stärken, resiliente Demokratie zu bleiben und standhaft zu bleiben und nach Wegen zu suchen, wie wir möglichst schnell diesem furchtbaren Krieg Einhalt gebieten können.

Das Interview führte Hannah Krewer.

Information der Redaktion:

Zugang zum Zoom-Meeting über diesen Link ; Meeting-ID: 848 1912 2912; Kenncode: 781234

Quelle:
DR
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