Der Souveräne Rat des Ordens machte die Amtsenthebung des Deutschen durch den zurückgetreten Großmeister Matthew Festing am Samstag rückgängig, wie die Malteser-Zentrale in Rom mitteilte.
Zugleich nahm die Ordensregierung den Rücktritt Festings an, den der Vatikan bereits am Mittwoch mitgeteilt hatte. Bis zur Wahl eines Nachfolgers für den Briten werde der Orden übergangsweise vom Österreicher Ludwig Hoffmann von Rumerstein geleitet. Als Großkomtur ist er nach dem Großmeister die Nummer zwei der Malteser. Zugleich sagte der Rat laut der Mitteilung die Zusammenarbeit mit der angekündigten päpstlichen Delegation zu.
Gerichtliche Klärung, interne Kämpfe und ein Papstbrief
Die Amtsenthebung Boeselagers als Großkanzler im Dezember hatte zu einem schweren Konflikt zwischen Festing und dem Vatikan geführt. Der Großmeister warf dem Deutschen vor, die Verteilung von Kondomen durch eine Partnerorganisation in Myanmar 2013 nicht gestoppt zu haben.
Boeselager wies die Vorwürfe zurück und rief ein Ordensgericht gegen seine Amtsenthebung an. Als der Papst den Fall durch eine Kommission untersuchen ließ, verweigerte Festing öffentlich die Zusammenarbeit des Ordens. Die päpstlichen Ermittler kamen laut Medienberichten zu dem Ergebnis, dass die Anschuldigungen gegen Boeselager unzutreffend seien. Daraufhin trat Festing am Dienstag auf Druck des Papstes zurück. Hinter der Amtsenthebung Boeselagers standen offenbar interne Machtkämpfe.
Der Papst habe in einem Brief an Hoffmann von Rumerstein bekräftigt, dass dieser ungeachtet des päpstlichen Sonderbeauftragten weiter für die Regierungsgeschäfte des Ordens verantwortlich sei, vor allem für dessen internationale Beziehungen, teilten die Malteser weiter mit. Der Sonderbeauftragte sei hingegen für die "geistliche Erneuerung des Ordens" zuständig, vor allem für jene Mitglieder, die Armut, Keuschheit und Gehorsam gelobt haben.
Dank für neun Jahre
Der Rat dankte Festing laut der Mitteilung für sein "großartiges Engagement in den vergangenen neun Jahren". Dem Papst und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sei man dankbar für ihre besonnenen Entscheidungen.
Der Orden kündigte weiter an, dass der interimistische Leiter zusammen mit dem Souveränen Rat in Kürze das Generalkapitel zur Wahl eines neuen Großmeisters einberufen würden.