DOMRADIO.DE: Die Rückflüge sind langfristig gebucht, daher sind die meisten Pfadfinder aus ferneren Ländern noch in Südkorea. So auch die deutschen Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Wie geht es Ihnen?
Sebastian Jansen (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg / DPSG Köln): Uns geht es gut. Wir sind mittlerweile in der Nähe von Seoul untergebracht. Man hat uns hier Zimmer in Studierenden-Wohnheimen organisiert. Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden.
Es gibt ein super Alternativprogramm. Die Gemeinde und die Menschen hier kümmern sich liebevoll um uns. Ich glaube, wir können sagen, wir haben das als Alternative bestmöglich angetroffen.
DOMRADIO.DE: Allein aus Nordrhein-Westfalen sind 400 Pfadfinder in Südkorea. Wie groß war denn die Enttäuschung, nachdem bekannt wurde, dass das Zeltlager abgebrochen werden muss?
Jansen: Die Enttäuschung war natürlich schon groß. Für die Jugendlichen ist das eine einmalige Erfahrung. Es gibt genau nur eine Möglichkeit, an der sie teilnehmen können. Das vorzeitig zu beenden, war nicht das, was man sich vorher gewünscht hat.
DOMRADIO.DE: 40.000 Menschen mussten nach dem Abbruch kurzfristig untergebracht werden. Wie hat das denn geklappt?
Jansen: Das hat erstaunlich gut geklappt. Unser Weltverband WOSM, aber auch die koreanische Regierung haben sich zusammengetan und haben das super organisiert. Alle Kontingente sind aus dem Lager-Platz irgendwo anders hingebracht worden, die meisten in die Richtung Seoul.
Bei den Unterkünften kann man wirklich nicht klagen. Wir sind herzlich aufgenommen worden. In Anbetracht der Tatsache, dass es ja im Grunde eine Evakuierung war, ist es wirklich super gelaufen.
DOMRADIO.DE: Es war aber auch die Rede von organisatorischen Problemen. Was waren das für Probleme?
Jansen: Die gab es vor allem zu Beginn des Lagers. Da gab es einerseits Schwierigkeiten, was die Sanitäranlagen angeht, also Hygiene und Reinigung und so weiter.
Es gab Schwierigkeiten, was die Verpflegung anging, aber auch, was das ganze Programm und die medizinische Versorgung angeht. Das ist vielleicht im Vorfeld ein bisschen unterschätzt worden.
Gerade bei der großen Hitze, die wir hier hatten, sind sehr viele Teilnehmende der Reihe nach weggeklappt und mussten medizinisch versorgt werden. Das war natürlich schwierig.
DOMRADIO.DE: Der Taifun war für Mittwoch angekündigt. Habt ihr davon etwas mitbekommen?
Jansen: Auf dem Platz zum Glück nicht mehr. Bis dahin waren wir weg. Aber wir merken jetzt, dass er über die Gegend drüber fegt. Er ist langsamer geworden. Die Windgeschwindigkeiten haben sich reduziert. Aber es kommt sehr viel Wasser runter.
Wir haben auch schon erste Bilder vom Platz gesehen. Da läuft nicht viel ab. Wenn wir jetzt noch da wären, dann müssten wir wahrscheinlich schauen, dass wir unsere Luftmatratzen auspacken und zum Zelt bekommen. Da wäre es schon ziemlich nass.
DOMRADIO.DE: Der nächste Weltjugendtag soll 2027 in Südkorea stattfinden. Bei einer im Vergleich kleineren Veranstaltung hat es nun solche Probleme gegeben. Ist es dann eine gute Idee, im Hochsommer Millionen Pilger aus der ganzen katholischen Welt einzuladen?
Jansen: Der Hochsommer ist sicherlich ein Problem. Die Temperaturen hier sind extrem, gerade wenn man es nicht gewohnt ist. Temperatur und Luftfeuchtigkeit machen einem zu schaffen.
Mich stimmt einigermaßen zuversichtlich, dass die koreanische Regierung relativ kurz nach Beginn des Lagers mit Zusagen des Premierministers eingegriffen hat. Dann ist tatsächlich sehr viel auf dem Platz passiert.
Da wurde sehr viel gemacht. Das Militär hat auch noch unterstützt, was zusätzliche Sanitäranlagen und die medizinische Versorgung angeht. Es hat sich innerhalb von sehr kurzer Zeit sehr viel getan und ist verbessert worden.
Ich könnte mir vorstellen, dass das auch ein Weckruf für die Organisatoren des Weltjugendtages gewesen ist, die ja vermutlich einen Blick auf solche Veranstaltungen haben. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei der nächsten Veranstaltung besser wird und dass man daraus lernt. Das würde ich mir wünschen.
DOMRADIO.DE: Wann geht es zurück nach Deutschland?
Jansen: Die meisten fliegen nach Abschluss der Veranstaltung, weil unsere Sommerferien auch schon durch sind. Das heißt, die waren vor dem Zeltlager schon ein bisschen in Korea unterwegs.
Für die meisten wird es jetzt vermutlich am Wochenende nach Hause gehen. Ein paar Erwachsene, die jetzt noch Urlaub haben, erkunden noch ein bisschen das Land.
Das Interview führte Tommy Millhome.