DOMRADIO.DE: 40.000 Kinder und Jugendliche aus aller Welt sind gerade in Südkorea, darunter auch eine Gruppe der DPSG, der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg. Die haben beim Welt-Pfadfinder-Treffen erst extreme Hitze erlebt, nun ist ein Taifun im Anmarsch, weshalb das Treffen am Montag abgebrochen wurde. Wie ist denn die Lage im Moment?
Christian Schnaubelt (Pressesprecher des Pfadfinderrings rdp NRW, vor Ort in Buan, Südkorea): Eigentlich hatte sich die Lage in den letzten Tagen beruhigt, nachdem es am Anfang noch große Probleme mit der Wasserversorgung, mit Schatten, mit Lebensmitteln gegeben hatte. Nun hat sich das in den letzten Tagen sehr stark verbessert.
Den deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht es allen gut. Sie kämpfen zwar mit der Hitze, aber sie haben Spaß. Ich habe heute und gestern noch viele gesprochen, die gesagt haben, dass sie sehr gerne hier neue Leute kennenlernen.
Aber jetzt kommt eben leider der Taifun und wird wahrscheinlich Mittwochnacht genau über das Jamboree-Gelände ziehen. Deshalb wurde entschieden, jetzt zu räumen und das Treffen zu beenden.
DOMRADIO.DE: Wie genau ist denn die Wetterlage?
Schnaubelt: Wir haben um 17.30 Uhr Ortszeit 33 Grad. Es ist sehr schwül und es herrscht eine sehr drückende Luft. Schon morgens ab 7.00 Uhr ist es im Zelt nicht mehr aushaltbar. Es ist natürlich auch für die Kinder und Jugendlichen sehr schwer. Aber die haben das Beste daraus gemacht.
Ganz aktuell ist es trocken. Es kommen aber schon die ersten Regenschauer mit den Ausläufern des Taifuns. Heute können aber alle noch mal einen letzten sonnigen Abend verbringen.
DOMRADIO.DE: Haben die Organisatoren irgendwas unternommen, um die jungen Leute in der Hitze zu unterstützen?
Schnaubelt: Ja, nachdem die Ausgangslage nicht sehr gut war, denn es gab einige Fehler im Vorfeld, haben sie sehr viel geschafft. Es gibt Kühlbusse, die gerade überall stehen, wo die Leute einsteigen können, wo sie runter gekühlt werden. Man hat Schattenplätze aufgebaut. Es wird überall Eiswasser verteilt. Es wird auch frisches Obst verteilt.
Die Jugendlichen waren nicht in Gefahr, aber sie mussten schon mit der Hitze kämpfen. Gerade bei den Großveranstaltungen waren auch einige mit Kreislaufprobleme dabei.
Wir haben auch deutsche Ärzte, die sich um die Kinder kümmern, sodass wir gewährleisten konnten, dass keiner in Gefahr war. Aber es war schon eine große Herausforderung.
DOMRADIO.DE: 40.000 Menschen müssen jetzt kurzfristig vom Gelände wegkommen. Ist das überhaupt so einfach machbar, alle auf einen Schlag abreisen zu lassen?
Schnaubelt: Das ist eine große Herausforderung. Das hat die Regierung übernommen. Es werden am Dienstag zusammen mit der Armee und privaten Unternehmen tausend Busse eingesetzt, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wegfahren werden. Später werden dann auch die knapp tausend Helferinnen und Helfer weggefahren werden.
Aus NRW sind gerade 400 Pfadfinderinnen und Pfadfinder beim Weltpfadfindertreffen dabei. Die werden die nächsten Tage in Schulen in Seoul untergebracht sein. Dann soll es am Freitag noch einen großen gemeinsamen Abschluss im Stadion in Seoul geben, wo alle Nationen noch mal zusammenkommen und das Treffen dort dann beendet werden soll.
DOMRADIO.DE: Es ist zwar keine kirchliche Veranstaltung, aber es sind doch katholische Pfadfinder von der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg mit dabei gewesen. Am Sonntag gab es auch einen großen Gottesdienst mit einer Papstbotschaft. Wie ist das abgelaufen?
Schnaubelt: Das sollte eigentlich im Freien stattfinden. Aber aufgrund der Wettersituation hatten wir die Heilige Messe in einer großen Cafeteria, einer klimatisierten Halle, wo dann knapp 1.000 Pfadfinder aus verschiedenen Ländern gemeinsam einen stimmungsvollen Gottesdienst gefeiert haben. Neben dem Weltjugendtag ist das im Moment die größte Zusammenkunft von katholischen Pfadfindern und Pfadfinderinnen.
Es wurde am Ende der Heiligen Messe auch noch eine Botschaft von Papst Franziskus an die Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Südkorea verlesen. Er hat sie aufgefordert, gemeinsam aufeinander zuzugehen, andere Religionen kennenzulernen und sich auch für den Schutz des Klimas einzusetzen.
DOMRADIO.DE: Der nächste Weltjugendtag 2027 soll auch in Südkorea stattfinden. Wenn es da jetzt schon bei einer im Vergleich kleinen Veranstaltung solche Hitze- und Organisationsprobleme gegeben hat, ist das dann eine gute Idee, im Hochsommer über eine Million Pilger aus der katholischen Welt einzuladen?
Schnaubelt: Ich glaube, es wird einfacher, weil es in Seoul eine feste Infrastruktur und Kühlmöglichkeiten gibt. Aber was das Handling von großen Massen und Großveranstaltungen betrifft, muss noch hinzugelernt werden.
Der Premierminister von Südkorea war zweimal auf dem Jamboree-Gelände und hat in seinem ersten Statement von einer "nationalen Schande" gesprochen, dass Korea es nicht hinbekommen hat, diese Grundprobleme zu lösen.
Ich glaube, sie werden diese Probleme bis zum Weltjugendtag lösen können. Allerdings findet dies in der heißesten Phase des Jahres statt. Das Weltpfadfindertreffen 2002 auf 2003 in Thailand ist extra deshalb auch über Silvester gelegt worden.
Vielleicht wäre das auch generell noch mal eine Überlegung wert, wenn Veranstaltungen in südlichen Ländern sind, wo die Hitze sehr groß werden kann.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.