Pfarrer aus Kairo blickt auf Osterfeierlichkeiten der Kopten

"Die Christen in Ägypten sind frohen Mutes"

Der Höhepunkt der Ostertage ist für die westlichen Christen vorbei. Für die Kopten in Ägypten ist erst am kommenden Wochenende Ostersonntag. Pfarrer Joachim Schroedel erzählt über den Alltag in Kairo - zwischen zwei christlichen Kirchen.

Ägyptische Kopten feiern kommenden Sonntag Ostern / © Peter Kneffel (dpa)
Ägyptische Kopten feiern kommenden Sonntag Ostern / © Peter Kneffel ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie ist es für Sie zwischen diesen beiden Festen zu stehen? Sie haben Ostern als katholischer Pfarrer schon begangen und gleichzeitig steht Ostern für die Kopten in Ägypten vor der Tür...

Monsignore Joachim Schroedel (Katholischer Pfarrer in Kairo): Wir haben zwei verschiedene Kalender in Ägypten: Das sind der alte koptische Kalender und der gregorianische Kalender. Wir feiern ja nach dem gregorianischen Kalender Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Bei den Kopten ist das etwas anders. Und so kann es passieren, dass es bis zu fünf Wochen Unterschied sind zwischen den beiden Osterfesten. In diesem Jahr ist es nur eine Woche. Ich kann also hier vor Ort als Katholik auch an den Osterfeierlichkeiten der Kopten teilnehmen. Es ist eine sehr reizvolle Geschichte, das Ganze noch einmal zu erleben und von der Sicht der Orthodoxie aus das Osterfest zu betrachten.

DOMRADIO.DE: Ist das Osterfest für die koptischen Christen denn in Frieden zu begehen? Wie ist die Sicherheitslage?

Schroedel: Seit vier, fünf Jahren ist die Sicherheit in Ägypten gewachsen. Staatspräsident Al-Sisi, der jetzt wieder neu gewählt worden ist, legt Wert darauf, dass die Sicherheit gewährleistet wird. Im Norden des Sinai wurde sehr viel dafür getan und auch hier in den Straßen sieht man es überall: Die Kirchen sind gesichert. Natürlich kann bei einem Volk von 100 Millionen Menschen immer wieder etwas passieren. Aber die Christen hier in Ägypten sind frohen Mutes und freuen sich auf Ostern. Sie wissen: Es wird uns schon nichts passieren. Und wenn uns etwas passiert, dann ist es in der Hand Gottes. Wir sind als Christen in Ägypten sowieso die Kirche des Kreuzes, wir wissen, dass wir das Kreuz tragen müssen. Aber das führt letzendlich zur Auferstehung.

DOMRADIO.DE: Das bedeutet also auch: Trotz besonderer Sicherheitsbedingungen kann man frei feiern, weil man es gewohnt ist?

Schroedel: Selbstverständlich. Und es ist auch schön, dass die muslimischen Freundinnen und Freunde zu den Christen kommen. Mir wurde in den letzten Tagen so oft von Muslimen gesagt: Frohe Ostern, feiert schön! Und es wurde auch noch mal gefragt, warum genau Ostern gefeiert wird. Man kommt auch in den Dialog und tauscht sich aus.
 
DOMRADIO.DE: In Ägypten wurde Präsident Al-Sisi wiedergewählt. Was bedeutet das für die Christen?

Schroedel: Die Christen sind eigentlich von Natur aus, könnte man sagen, auf der Seite von Al-Sisi und seinem Regime. Denn dem Präsidenten ist es ja gelungen, die Muslimbruder, die schwierigste Gruppe unter den Gegnern der Christen, weit weg zu halten. Was natürlich schwierig ist für uns: Wir leiden unter der mangelnden Freiheit, es gibt eigentlich keine richtige Demokratie. Auch die Wahlen, die erklärt worden sind als seien sie der Gipfel der Demokratie, waren mit einem Schmunzeln zu bewerten. Es gab keinen richtigen Gegenkandidaten und 97 Prozent haben Al-Sisi gewählt. Davon viele auch, weil sie moralisch gezwungen worden sind. Es gab einige große Staatsbetriebe, die ihre Mitarbeiter in Bussen zu den Wahlen gefahren und ihnen auch ein paar Tage Urlaub gegeben haben. 

Immerhin sieben Prozent der etwa 24 Millionen abgegebenen Stimmen sind ungültige Stimmen. Das zeigt auch schon etwas. Man ist hingegangen und wollte eigentlich nicht. Es kommt dazu, dass auf Nichtwählen eine Strafe steht. Die wird zwar nicht durchgezogen, aber man hat damit schon gedroht, dass bei Nichtwählen 500 Pfund Strafe gezahlt werden müssen. Das ist unter Umständen ein halbes Monatsgehalt.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Monsignore Joachim Schroedel / © privat (privat)
Monsignore Joachim Schroedel / © privat ( privat )
Quelle:
DR
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