Pfarrer sieht in Einschulungsgottesdiensten gute Starthilfe

"Hauch der Zuwendung Gottes spüren"

Nach dem Ferienende in NRW feiern viele Jungen und Mädchen ihren Schulstart mit einem Einschulungsgottesdienst. Ist der noch zeitgemäß? Ja, meint Pfarrer Thomas Müller. Er schenke Segen und helfe auch den Eltern, loslassen zu können.

Symbolbild Gottesdienst zur Einschulung / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Gottesdienst zur Einschulung / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sind das für Sie die schönsten Gottesdienste mit Kindern, die mit großen Augen erwartungsvoll in der Kirche sitzen und auf ihren nächsten Lebensabschnitt gespannt sind? 

Pfarrer Thomas Müller (Pfarrer in der Gemeinde Angerland-Kaiserswerth im Düsseldorfer Norden): Grundsätzlich feiere ich sehr gerne Schulgottesdienste mit Kindern. Ich erlebe Kinder - gerade im Grundschulalter - immer wieder als sehr neugierig und aufgeweckt und bereit, das, was sie können und wissen, zu zeigen. 

Der Einschulungsgottesdienst ist meist eine Herausforderung, weil die Kinder natürlich auf der einen Seite sehr nervös sind, weil sie nicht wissen, was kommt, und auf der anderen Seite aufgeregt sind. Dann sind noch Eltern und Großeltern dabei. Das ist immer eine besondere Atmosphäre. 

DOMRADIO.DE: Nicht nur für die Kinder ist alles neu. Auch für viele Eltern ist es eine große Umstellung. Die Kinder werden größer, gehen den nächsten Schritt. Es kommt die Schule. Kann da ein schöner Gottesdienst, eine Feier in der Kirche helfen? 

Thomas Müller

"Im Gottesdienst kann man persönlich einen Hauch der Zuwendung Gottes spüren." 

Müller: Ich denke ja. Es kommt damit ein Punkt, wo man gemeinsam ruhig wird, wo man die bekannten Lieder, die man aus dem katholischen oder evangelischen Kindergarten kennt, singt. Und wo man einfach noch mal ganz persönlich einen Hauch der Zuwendung Gottes spürt.

Bei uns gehört es auch dazu, dass wir die Kinder gegen Ende des Gottesdienst persönlich nach vorne einladen und sie einzeln segnen. 

DOMRADIO.DE: Sie haben schon einige Einschulungsgottesdienste gefeiert. Sprechen diese Gottesdienste sogar eher die Eltern an, die möglicherweise ein bisschen ängstlich auf das gucken, was mit der Schule kommt? 

Müller: Eltern sind meist sehr dankbar für die Gottesdienste und freuen sich über die schöne Atmosphäre. Da erlebe ich auch eine ganz positive und dankbare Rückmeldung. 

DOMRADIO.DE: Wie wird denn Ihr Gottesdienst am Donnerstag in Angermund gefeiert? Er ist ökumenisch, oder? 

Thomas Müller

"Es erinnert sie daran, dass sie wertvoll sind und unter dem liebenden Blick Gottes stehen."

Müller: Genau, es ist ein ökumenischer Gottesdienst, der aufgrund der Nähe in der evangelischen Kirche stattfindet. Der Weg zur Schule ist so deutlich kürzer. Wir singen mit den Kindern, wir beten, wir lesen das Evangelium "Jesus segnet die Kinder", wo ich danach eine kleine Katechese mit den Kindern darüber halte, was Segen bedeutet. 

Danach gibt es dann den persönlichen Einzelsegen. Sie kriegen dieses Mal auch ein kleines Armband mit der Aufschrift "Du bist du", dass sie daran erinnert, dass sie wertvoll sind und ganz persönlich unter dem liebenden Blick Gottes stehen. 

DOMRADIO.DE: Mit Gottes Segen in den neuen Lebensabschnitt, in dem Fall in die Schule. Wie wichtig ist das für die Kinder und für die Eltern? Was erleben Sie da? 

Thomas Müller

"Für die große Mehrheit ist es ein neuer Kontakt mit Kirche und Glaube."

Müller: Es ist unterschiedlich. Es gibt Eltern, denen der Einschulungsgottesdienst sehr wichtig ist. Aber für die große Mehrheit ist es ein neuer Kontakt mit Kirche und Glaube, der ja heute nicht mehr so häufig ist. 

Wenn von diesen Kindern zwei, drei Schuljahre später 30 bis 40 Prozent zur Erstkommunion gehen, haben doch die allermeisten seit der Taufe wenig Kontakt zur Kirche gehabt. 

DOMRADIO.DE: Es gibt hier und da auch die Kritik an Einschulungsgottesdiensten als nicht mehr zeitgemäß, weil immer mehr Menschen die Kirchen verlassen. Was entgegnen Sie diesen Kritikern? 

Müller: Ich denke schon, dass es wichtig ist, gerade die Frage nach Gott in allen Lebensaltern lebendig zu halten. Und es ist ja auch ein Angebot. Es steht ganz bewusst am Anfang, sodass das auch jetzt nicht den Charakter des Verpflichtenden hat, sondern man theoretisch auch sagen kann, dass man erst ab 10.00 Uhr in der Schule dabei ist. Aber grundsätzlich erlebe ich, dass das Angebot positiv und dankbar angenommen wird. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Katholische Schulen in Kürze

Die katholische Kirche ist nach eigener Darstellung der größte freie Schulträger in Deutschland. Das Grundgesetz räumt in Artikel 7 freien Trägern das "Recht zur Errichtung von privaten Schulen" ein. Auf dieser Grundlage sind derzeit rund zehn Prozent der Schulen in der Bundesrepublik sogenannte "Schulen in freier Trägerschaft". Im Schuljahr 2015/2016 besuchten rund 360.000 Schüler eine der 904 katholischen Schulen. Damit gehen rund 3,7 Prozent aller Schüler in eine katholische Einrichtung.

Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
DR