domradio.de: Sie stehen wahrscheinlich schon auf vollbepackten Koffern, oder?
Marc Andre Rosema (Leiter der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg/DPSG Stamm Heilig Geist in Hattingen Winz-Baak): Ja, schon. Allerdings haben wir natürlich keine Koffer. Ein guter Pfadfinder hat selbstverständlich einen Rucksack.
domradio.de: Aus der Erinnerung an frühere Pfingstlager ist das Wetter hängengeblieben. Es hat eigentlich immer geregnet. Ist das immer noch so?
Rosema: Ich habe auch schon alles in Pfingstlagern erlebt. Manchmal ist es so, als ob die zweiten Eisheiligen noch einmal vorbeikommen. Da habe ich als Kind auch schon mal sieben Paar Socken durchgebracht. Aber wir hoffen für dieses Jahr vom Wetter her das Beste. Mal schauen, wie es wird.
domradio.de: Dafür drücken wir die Daumen. Was passiert denn in diesem Jahr bei Ihrem Pfadfinderpfingstlager?
Rosema: Wir haben ein bisschen was vorbereitet, wie wir das jedes Jahr machen, wenn wir auf eine Fahrt gehen. Das Leitungsteam macht sich immer Gedanken zu einer Geschichte für die Kinder, einen Hintergrund sozusagen. Nachdem wir Zelte und Bannermast aufgebaut haben, werden wir am Samstag da auch voll einsteigen.
Die meisten kennen sicher das Spiel "Die Siedler von Catan". Wir haben uns daran angelehnt und sind in diesem Jahr die "Siedler von Winz-Baak". Wir werden so etwas wie ein 24-Stunden-Spiel machen. Das gibt es tatsächlich auch mit Regeln. Wir haben das auch schon im Sommerlager in Schweden, wo wir einmal für zwei Wochen waren, ausprobiert. Aber wir machen das jetzt ein wenig anders: mit Ressourcen, Abernten und Punktevergabe dafür.
Einer der Leiter wird der Räuber sein, der immer wieder Ressourcen klaut und erwischt werden kann. Die Kinder können sich gegenseitig treffen, um um Ressourcen zu feilschen. Das Essen im Lager gibt es noch so, aber der Nachtisch muss tatsächlich "erkauft" werden.
domradio.de: Gehören eigentlich noch Aktionen wie Stockbrot-Machen zu Pfadfinderlagern?
Rosema: Auf jeden Fall. Wir machen traditionell immer ein Feuer. Wenn wir bei einem Bauern eine Wiese mieten, dann müssen wir uns natürlich auch an Vorschriften halten und schauen, wie wir das mit einem Lagerfeuer machen können. Wir haben aber auch eine große Jurte für alle gemeinsam und eine große Feuerschale, um im Zweifelsfall auf Nummer sicher gehen zu können. Da machen wir auch Stockbrot und Würstchen und alle weiteren Dinge, die man am Feuer machen kann.
domradio.de: Das Packen für das Pfingstlager ist ja auch immer so eine Sache. Gibt es denn noch einen Profi-Tipp dafür, was denn auf jeden Fall dabei sein sollte?
Rosema: Wir schicken spätestens eine Woche vor Beginn des Pfingstlagers über einen Eltern-Email-Verteiler und über Zettelverteilung in den Gruppenstunden eine Packliste raus. Die Älteren, die ihre Sachen auch selber packen, wissen meist schon, was sie mitnehmen sollten. Die haben schon mehrere Pfingstlager gemacht und denen kann man nicht mehr viel beibringen. Aber generell ist eine Packliste schon eine gute Sache. Ich erwische mich selbst auch immer noch dabei, wie ich auf die Liste schiele und mich frage, ob ich denn wirklich an alles gedacht habe.
Ich denke, die Eltern sollten ihre Kinder selber die Rucksäcke packen lassen. Man kann sich ja daneben setzen, zuschauen, einen Tee trinken und beobachten, ob die Kinder das alleine hinkriegen. Ich habe schon Kinder erlebt, denen man den ganzen Rucksack auspacken musste, weil sie nicht wussten, wo ihre Socken sind, da ihre Mutter den Rucksack gepackt hatte. Wenn da gerade der Schlafsack ein wenig unter Wasser liegt und man eine kleine Krise in dem Zelt bekommt. weil das Kind die Socken nicht findet, dann ist man auch als Leiter mal am Rande seiner Kräfte. Aber bisher haben wir noch jedes Pfingstlager durchgestanden.
Das Interview führte Silvia Ochlast.