Philippinisches Gericht sucht evangelikalen Kirchengründer

Wegen Menschenhandel

Ein philippinisches Gericht hat die Verhaftung des Gründers der evangelikalen Kirche "Kingdom of Jesus Christ" wegen Menschenhandels und sexuellen Missbrauchs angeordnet. Er war auch der spirituelle Berater des Ex-Präsidenten.

Symbolbild Menschenhandel / © Doidam 10 (shutterstock)

Der per Haftbefehl gesuchte Apollo Quiboloy war der spirituelle Berater von Ex-Präsident Rodrigo Duterte und Wahlkampfhelfer des amtierenden Präsidenten Ferdinand Marcos Jr.

Ein Familiengericht in Davao City habe einen Haftbefehl für den 73-Jährigen, einen selbst ernannten "Besitzer des Universums" und "ernannten Sohn Gottes", erlassen, berichtet das amtliche philippinische Nachrichtenportal PNA (Mittwoch). Das Justizministerium in Manila habe im März Anklage erhoben.

Auf Fahndungsliste des FBI

In den USA steht Quiboloy seit mehr als einem Jahrzehnt wegen einer langen Liste von Vergehen wie Menschenhandel und sexuellem Missbrauch von Mädchen und Frauen auf der Fahndungsliste des FBI. Er selbst weist sämtliche Vorwürfe zurück. 

Bankenviertel in Manila / © MDV Edwards (shutterstock)

Die von Quiboloy gegründete Kirche "Kingdom of Jesus Christ" will das Christentum nach eigenen Angaben zur Form der frühapostolischen Kirche zurückführen. Die Kirche hat demnach auf den Philippinen vier Millionen sowie international weitere zwei Millionen Mitglieder. 

Chef eines Medienimperiums

Zudem ist Quiboloy Chef eines Medienimperiums, bestehend aus 17 Radiosendern und zwei Zeitungen auf den Philippinen sowie einem weltweiten TV-Programm seiner Kirche.

2022 hatte Quiboloy die Mitglieder seiner Kirche zur Wahl von Marcos Jr. zum Präsidenten des Landes aufgerufen. Als einzigem TV-Sender gab Marcos Jr. im Wahlkampf Quiboloys TV-Kanal "Sunshine Media Network International" (SMNI) ein ausführliches Interview.

Kirche auf den Philippinen

Die Philippinen sind neben dem kleinen Osttimor das einzige asiatische Land mit katholischer Bevölkerungsmehrheit. Etwa 80 Prozent der rund 109 Millionen Philippiner gehören der römisch-katholischen Kirche an; zudem gibt es rund 5 Prozent Muslime. Mehr als 330 Jahre spanischer Kolonialherrschaft haben den katholischen Glauben tief in der Gesellschaft verwurzelt. Der starke Volksglaube widerstand auch dem Versuch einer Protestantisierung nach Übernahme des Archipels durch die USA 1898.

Papstmesse zu 500 Jahren Christentum auf den Philippinen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papstmesse zu 500 Jahren Christentum auf den Philippinen / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA