DOMRADIO.DE: "Pilgern statt Shoppen" im Advent. Das ist gar nicht so neu. Was steckt dahinter?
Beate Steger (Pilgerexpertin): "Pilgern statt Shoppen" ist ein Slogan, mit dem viele Pilgerinitiativen und Pilgergemeinschaften dazu einladen wollen, sich gemeinsam im Advent auf den Weg zu machen. Es geht eben nicht nur darum shoppen und auf Weihnachtsmärkte zu gehen, sondern auch darum, den Weg der Besinnung zu suchen.
DOMRADIO.DE: Solche Touren gibt es auch mit geistlicher Begleitung oder anderen Pilgern. Wie funktioniert das?
Steger: Man geht kürzere oder längere Strecken und ist dann meistens mit anderen Pilgern unterwegs, meistens mit Menschen, die schon ein wenig Pilgererfahrung haben oder Pilgerbegleiter sind. Die laufen mit und geben Impulse. Es dreht sich natürlich um den Advent, um das, was passiert, um die Ankunft von Jesus, die Geburt Christi.
Das ist Pilgern in einem ganz anderen Setting. Das ist auch eine ganz andere Herausforderung. Es ist meistens kalt, manchmal regnerisch, die Dunkelheit kommt früh, man ist im Nebel unterwegs. In so einer mystischen Stimmung ist das Pilgern auch sehr besonders.
DOMRADIO.DE: Pilgern im Advent kann auch mal an einem einzigen Tag sein. Man muss nicht mehrere Tage unterwegs sein?
Steger: Es gibt auch Angebote zum Samstagspilgern oder Sonntagspilgern. Das wird das ganze Jahr über angeboten. In Hildesheim gibt es sogar das Angebot, dass man gar nicht aus der Stadt herausgeht, sondern nur in der Stadt auf einem Stadtpilgerweg unterwegs ist. Da gibt es ganz viele verschiedene Angebote. Auf www.pilgerninbayern.de kann man sich beispielsweise informieren, was es dazu in Bayern gibt. Im Norden gibt es im Dezember in Stade einige Samstagspilgertage.
DOMRADIO.DE: Als Pilger könnte man sich fragen, was der Advent eigentlich für einen bedeutet. Gibt es andere Leitfragen beim "Pilgern statt Shoppen"?
Steger: Ja, da haben sich die Pilgerbegleiterinnen und -begleiter ihre Gedanken gemacht. Man hat zum Beispiel auch ein Buch von Amelie Gräfin zu Dohna zu Rate gezogen. Sie hat über Maria und Josef auf dem Weg geschrieben. Man geht jedes Jahr diesen Weg auf Weihnachten zu. Was passiert da beim Unterwegssein? Was nehme ich mit? Was haben Maria und Josef dabei gehabt? Wie waren die unterwegs? Wie geht es mir? Was brauche ich? Was lasse ich weg?
Mit solchen Fragen kann man immer wieder neu und frisch auf das Pilgern und auf sich selber schauen. Das hat jetzt, wenn man im Winter unterwegs ist, nochmal eine ganz andere Bedeutung.
DOMRADIO.DE: Wenn man den ganzen Tag gelaufen ist und am Ende eines Pilgertages in einer größeren Stadt ankommt, ist dann der Weihnachtsmarktbesuch noch erlaubt?
Steger: Ich würde ihn auf jeden Fall besuchen. Dementsprechend würde ich auch meinen Rucksack packen. Ich empfehle immer, dass man einen Satz Kleidung für das Pilgern hat und dann noch eine Ersatzhose. Dann ist der Weihnachtsmarktbesuch auf jeden Fall drin.
Das Interview führte Dagmar Peters.