Wie die Kölner Domchöre durch die Pandemie kommen

"Plan B" für Weihnachten?

Auch für Chöre ist die Pandemie keine einfache Zeit. Ob geprobt und gesungen werden darf, ist häufig unklar. Nun steht das Weihnachtsfest vor der Tür. Wie die Chöre am Kölner Dom darauf hinarbeiten, weiß der Domkapellmeister.

Knaben des Kölner Domchore / © Beatrice Tomasetti (DR)
Knaben des Kölner Domchore / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Wie ist die Kölner Dommusik insgesamt bislang durch die Pandemie gekommen?

Eberhard Metternich (Kölner Domkapellmeister): Mit viel Durchhaltevermögen eigentlich ganz gut. Am schwierigsten ist es für den Knabenchor, denn wenn er lange nicht proben kann, bricht so ein bisschen die Struktur auseinander. Das heißt, viele Ältere, die bisher Stimmführer waren, sind durch den Stimmbruch inzwischen aus dem Chor ausgeschieden. Die Neuen haben noch nicht so viel Praxiserfahrung und werden nicht von den Älteren angeleitet, was sonst immer ein ganz wichtiger Faktor ist.

Alle anderen Chöre stehen sehr gut da. Wir konnten jetzt nach den Sommerferien wieder zunehmend normal proben und haben jetzt auch Mitte November angefangen, wieder ohne Abstände und ohne Masken zu singen, weil alle Erwachsenen geimpft sind. Von daher konnten wir bisher mit gutem Gewissen vieles wieder möglich machen.

DOMRADIO.DE: Viele Kinder und Jugendliche können jetzt auch schon geimpft werden. Erleichtert das ein bisschen Ihre Arbeit mit den Chören?

Metternich: Wir sind wegen des Infektionsgeschehens immer in Habachtstellung. Die Kinder gelten durch die straffen Schultestungen, die nach den Herbstferien noch mal in den weiterführenden Schulen verschärft wurden, alle als getestet. Von daher waren wir eigentlich auch ganz gut dabei. Es hat auch schon mal einen positiven Fall im Chor gegeben, aber es ist noch nie zu einem Ausbruch gekommen. Hoffentlich bleibt das so.

DOMRADIO.DE: Wie lösen Sie das Problem mit den Proben, wenn jetzt die älteren Sänger weggefallen sind?

Metternich: Es ist ein langwieriger Neuaufbau im Knabenchor. Das heißt, wir müssen erst mal mit dem Repertoire ein bisschen zurückgehen und können nicht so die ganz schweren Sachen von früher machen. Das Wichtigste wäre, dass die Kontinuität erhalten bleibt, die wir jetzt seit den Sommerferien haben. Aber das ist derzeit durch die aktuelle Entwicklung bedroht.

DOMRADIO.DE: Gibt es in den Erwachsenenchören denn auch Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen? Wie gehen Sie damit um?

Metternich: Wir haben keinen so hohen Altersdurchschnitt wie viele andere Chöre. Die Impfbereitschaft ist sehr hoch. Beispielsweise sind die Sänger, die die Männerstimmen des Knabenchors bilden, alle geimpft. Die sind zwischen 16 und 25 Jahren alt.

In den Erwachsenenchören gibt es ein, zwei Ausnahmen. Je nach Corona-Schutzverordnung gibt es Veranstaltungen, in denen "2G" (Genesene und Geimpfte, Anm. d. Red.) zugelassen ist. Dann dürfen Ungeimpfte eben nicht mitsingen. Oder es gilt die "3G-Regelung" (Genesene, Geimpfte und Getestete, Anm. d. Red.). Dann müssen sehr aktuelle, höchstens sechs Stunden alte Schnelltests vorgelegt werden. Das geht dann auch.

DOMRADIO.DE: Zurzeit sind wir mitten in der vierten Corona-Welle. Die Planung von vielen Chören für die festlichen Weihnachtsgottesdienste stehen auf der Kippe. Arbeiten Sie bei der Dommusik bereits an einem Plan B?

Metternich: Momentan noch nicht. Wir beobachten erstmal die Lage. An einen Plan B glaube ich nicht. Entweder wird alles abgesagt werden und wir müssen auf das Prozedere von letztem Jahr zurückgreifen. Das heißt, dass nur einzelne Kantoren singen. Oder wir versuchen das in den Möglichkeiten, wie wir sie jetzt haben, umzusetzen.

Man muss bedenken, dass der Kölner Dom kein spezieller Gefahrenort ist, weil die Situation durch die Größe und durch den Luftaustausch fast wie im Freien ist. Es gibt so viele Fensterflächen und so viele Ritzen, durch welche die Luft immer wieder verwirbelt wird. Das wurde auch schon vom Gesundheitsamt bestätigt. Von daher fühlen wir uns da noch relativ sicher.

Außerdem hat das Domkapitel vor einem Jahr bereits zugestimmt, dass das komplette Südquerhaus für die Chöre vorbehalten ist und auch ein entsprechender Abstand zur Gemeinde vorherrscht. In der Gemeinde ist es ja noch so geregelt, dass auch Ungeimpfte und Ungetestete in die Gottesdienste dürfen. Dennoch fühlen wir uns weit genug entfernt, dass wir uns da nicht so gefährdet sehen.

DOMRADIO.DE: Wie sehen Sie das denn, wenn manche Gemeinden Gottesdienste jetzt nur noch unter 3G- oder sogar nur 2G-Bedingungen feiern?

Metternich: Da ich ein absoluter Befürworter der Impfung bin, kann ich Zugangsbeschränkungen nur unterstützen, damit man schönere Gottesdienste feiern kann. Wenn ich sehe, wie auf dem Chor-Podest 70 oder 80 Kinder und Jugendliche singen und im Langhaus des Domes ist vielleicht nur die Hälfte besetzt, dann ist das doch traurig.

Das Interview führte Florian Helbig.

 

Domkapellmeister Eberhard Metternich / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapellmeister Eberhard Metternich / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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