Polens Kirche will bei inhaftierten Politikern vermitteln

"Humanitäre Intervention"

Das Schicksal der inhaftierten und in Hungerstreik getretenen Ex-Regierungsmitglieder in Polen sorgt international für Schlagzeilen. Nun will die Kirche versuchen, den Konflikt zu lösen und bietet eine Vermittlerrolle an.

 © Happy Lenses (shutterstock)

Die katholische Kirche in Polen schaltet sich in den Konflikt zweier inhaftierter Politiker der rechtskonservativen Oppositionspartei PiS mit der neuen Regierung in Warschau ein.

Die Bischofskonferenz teilte am Mittwochabend mit, ihr Vorsitzender Erzbischof Stanislaw Gadecki habe beiden Politikern schriftlich angeboten, sich bei Justizminister Adam Bodnar für eine "humanitäre Intervention" in ihrem Fall einzusetzen. Die wegen Amtsmissbrauch zu je zwei Jahren Haft verurteilten Männer sehen sich als politische Gefangene und sind in einen Hungerstreik getreten.

Bischofskonferenz soll vermitteln

Laut der Bischofskonferenz haben sich die Ehefrauen der beiden Häftlinge, des Ex-Innenministers Mariusz Kaminski und dessen einstigen Staatssekretärs Maciej Wasik, an den Erzbischof gewandt.

Erzbischof Stanislaw Gadecki / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Stanislaw Gadecki / © Paul Haring ( KNA )

Sie baten demnach Gadecki, zwischen ihren Männern und dem Justizminister zu vermitteln. Darauf habe der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kaminski und Wasik in einem Schreiben seine Hilfe zugesagt, sofern sie damit einverstanden seien. Gadecki rief nach Angaben der Kirche beide PiS-Politiker auf, ihren Hungerstreik zu beenden, der nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr Leben bedrohe. Gleichzeitig habe er ihnen Verständnis dafür versichert, dass sie zu einer "solch dramatischen Form des Protests" gegriffen hätten.

Berufungsgericht hatte Haftstrafen bestätigt

Die Polizei hatte Kaminski und Wasik vergangene Woche im Präsidentenpalast in Warschau verhaftet und sie ins Gefängnis gebracht. Im Dezember hatte ein Berufungsgericht die Haftstrafen bestätigt. Staatspräsident Andrzej Duda, der der PiS nahesteht, hat beide Politiker inzwischen begnadigt. Das Verfahren für ihre Freilassung läuft. Duda teilte unterdessen am Mittwoch unter Berufung auf Kaminskis Frau mit, ein Gericht habe die Zwangsernährung des Ex-Innenministers angeordnet.

Andrzej Duda / © Wojtek Jargilo (dpa)
Andrzej Duda / © Wojtek Jargilo ( dpa )

Kaminski und Wasik wurden zu den Haftstrafen verurteilt, weil sie in der Amtszeit der damaligen PiS-Regierung von 2005 bis 2007 als Chef und Vizechef der polnischen Antikorruptionsbehörde ihre Befugnisse überschritten hatten. Die Gerichte sahen es als erwiesen an, dass sie die illegale Überwachung von Personen und Fälschung von Dokumenten anordneten. Kaminski war von 2015 bis 2023 Minister, Wasik von 2019 bis 2023 Staatssekretär.

Katholische Kirche in Polen

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell großen Einfluss. Ihr gehören knapp 90 Prozent der 33 Millionen Bürger an. In den vergangenen Jahren verlor die Kirche aber besonders in der jungen Generation an Ansehen. In der Hauptstadt Warschau wählten in diesem Schuljahr nur noch 29 Prozent der Schüler in der gymnasialen Oberstufe das Fach katholische Religion. Nach Angaben der Bischofskonferenz besuchten 2021 landesweit 28,3 Prozent der Katholiken die Sonntagsmesse.

Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk (shutterstock)
Prozession in Polen / © Dariusz Banaszuk ( shutterstock )
Quelle:
KNA