Mitten im Wahlkampf sei die Münchner Sicherheitskonferenz ein "Schock" gewesen. Durch die Rede des neuen US-Vize-Präsidenten J.D. Vance sei nichts wie in früheren Jahren gewesen. Die Gewissheit, dass Amerika an der Seite der EU stehe, sei erschüttert. Wefing beschreibt die Atmosphäre dort als historisch und betont, dass viele langjährige Teilnehmer der Konferenz sich nicht an eine vergleichbare Situation hätten erinnern können. Die amerikanische Politik habe unter Trump eine neue, besorgniserregende Richtung eingeschlagen.
Im gemeinsamen Podcast vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und DOMRADIO.DE spricht ZdK-Generalsekretär Marc Frings mit dem Co-Leiter des Politikressorts der ZEIT auch über die Zuspitzungen im deutschen Wahlkampf, über den Streit um die Abstimmungen der Union im Bundestag für eine Verschärfung der Migrationspolitik.
Politische Mitte ist immer noch stark
Wefing ist dennoch optimistisch, dass die Parteien der Mitte weiterhin eine wichtige Rolle in der Bundesrepublik spielen werden. Er betont: "Die Parteien der Mitte, die Parteien, die die Bundesrepublik seit der Gründung maßgeblich geprägt haben, repräsentieren immer noch zwischen 70 und 80 % der Bevölkerung."
Am Ende des Gespräches geht es auch um die Rolle der Medien. Viele Bürgerinnen und Bürger holen sich ihre Informationen aus den Sozialen Netzwerken. Nicht nur aufgrund des hohen wirtschaftlichen Drucks sieht Wefing die etablierten Medien vor großen Herausforderungen: "Meine Wahrnehmung ist, dass die veröffentlichte Meinung in den klassischen Medien relativ deutlich in manchen Fragen auseinander fällt mit der öffentlichen Meinung. Und darin steckt auch ein Problem."
Das könne man bereits jetzt sehen, das Vertrauen in die Medien gehe zurück: "Wir müssen alles tun, dass wir wenigstens in der Mitte der Gesellschaft dieses Vertrauen erhalten und wo es verlorengegangen ist, zurückerobern. Und das bedeutet immer wieder, dass wir unsere eigene Rolle kritisch hinterfragen."
In den beiden ersten Folgen von "Frings fragt" sprach Marc Frings mit der Psychologin Marina Weisband und dem Politik-Journalisten Albrecht von Lucke. In der dritten Folge war Soziolog:in Sabine Hark zu Gast, in der vierten Folge dann der Leiter des Bundesarchivs Prof. Dr. Michael Hollmann. Zuletzt sprach Marc Frings mit dem Literaturwissenschaftler Heinrich Detering.