"Lebensfreude und Zuversicht sind gute Ratgeber für das neue Jahr und für unser Zusammenleben", so Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag in Berlin. "Ich bin dankbar, dass sich so viele Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft für den Dialog der Religionen und den Zusammenhalt in unserem Land engagieren." Zugleich rief er dazu auf, Judenhass entgegenzutreten: "Antisemitismus ist unerträglich."
Bundeskanzler Olaf Scholz wünscht friedvolle Festtage
Rosch Haschana beginnt an diesem Freitagabend und dauert bis Sonntag. Jüdinnen und Juden begrüßen dann das Jahr 5784 nach Erschaffung der Welt. Das Fest leitet zehn Bußtage ein, die in den Versöhnungstag Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag, münden.
In einer Anzeige in der "Jüdischen Allgemeinen" vom selben Tag wünschte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) friedvolle Festtage. Er mahnte zudem Respekt in der Gesellschaft und einen guten Zusammenhalt an.
Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben, Felix Klein, zeigte sich zuversichtlich, dass gesellschaftliche Probleme wie Energiekrise und Preissteigerungen gemeinsam gemeistert werden könnten.
Und: "Für mich ist natürlich besonders der Schutz jüdischen Lebens wichtig." Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, wünschte sich für das neue Jahr vor allem Austauschprojekte zwischen Israel und Deutschland, besonders für Jugendliche.
Bischof Bätzing sieht gute Entwicklungen im christlich-jüdischen Dialog
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, unterstrich in einer Grußbotschaft positive Entwicklungen im christlich-jüdischen Dialog. Er nannte auch die Studienreise der Unterkommission der Bischofskonferenz für die religiösen Beziehungen zum Judentum nach Israel im Januar. Daran hatten auch drei Rabbiner teilgenommen.
"Gerade in der gegenwärtigen angespannten politischen Situation ist es wichtig, dass der Dialog mit jüdischen und christlichen Einrichtungen und Gruppen in Israel fortgesetzt wird." Bätzing äußert sich besorgt über die schwierige Lage von Christen und Christinnen in Israel und den besetzen Gebieten.
Allen Jüdinnen und Juden wünschte Bätzing Mut und Hoffnung für das neue Jahr. Die Feiertage sollten das "Vertrauen auf Gottes Treue und Gerechtigkeit stärken". Auch andere Repräsentanten der beiden großen Kirchen hatten in den vergangenen Tagen Glückwünsche verbreitet.
Warnung vor Antisemitismus als "Alltagsphänomen"
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ließ in der "Jüdischen Allgemeinen" das zu Ende gehende Jahr Revue passieren. Er erinnerte an die Aufnahme von rund 30.000 Geflüchteten aus der Ukraine in jüdischen Gemeinden – was zu einem Anstieg der Mitgliedzahlen geführt habe. Er beklagte zudem, dass Antisemitismus zu einem "Alltagsphänomen" zu werden drohe. Zugleich freue er sich über aktuelle Synagogenneubauten. Schuster stellte klar: "Die Heimat der deutschen Juden ist Deutschland."
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, erinnerte an die Flugblatt-Affäre rund um den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und die Landtagswahl am 8. Oktober.