Der Berliner Politikwissenschaftler Henning Flad hat das Grundsatzpapier der katholischen Bischöfe zu Rechtsradikalismus und AfD begrüßt und die Kirche zugleich aufgefordert, die demokratischen Kräfte gegen Rechts zu unterstützen.
Das Papier zeige eine klare Distanzierung von rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Tendenzen, sagte der Projektleiter der "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche + Rechtsextremismus" am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die Bischöfe hätten klar gemacht, dass völkische, rassistische und ausländerfeindliche Ideenwelten der Rechten mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe und des Schutzes von Flüchtlingen nicht vereinbar seien.
Flad unterstrich, dass die Kirche diese Position jetzt auch im Alltag offensiv umsetzen solle. Es gebe insbesondere im ländlichen Raum in Ostdeutschland zahlreiche Kommunalpolitiker und engagierte Menschen, die wegen ihres Einsatzes für Demokratie und gegen Rechtsextremismus bedroht und eingeschüchtert würden. "Aus meiner Sicht ist die Unterstützung eines Bischofs für diese Menschen wichtiger als seine Teilnahme an einer Großdemonstration am Brandenburger Tor."
Theologische Auseinandersetzung mit Rassismus wichtig
Flad ermunterte die Kirche zudem zu einer intensiven, auch theologischen Auseinandersetzung mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Es gehe dabei auch um rechte Strömungen, die christliche Symbolik und christliche Traditionen für sich nutzten.
Zwar ermutige die AfD insgesamt eher zum Kirchenaustritt. Dennoch sei die Parole von der "Rettung des christlichen Abendlandes" die wichtigste rechtsextreme Parole der letzten zehn Jahre. "Das ist natürlich etwas, womit sich die Kirchen kritisch auseinandersetzen müssen. Das sind Vereinnahmungsversuche, die zurückgewiesen werden müssen."
Zur Frage, ob AfD-Mitglieder sich ehrenamtlich oder hauptamtlich in der Kirche engagieren dürften, sagte Flad: "Es kann eine wichtige Normsetzung bedeuten, AfD-Mitgliedern die Mitarbeit in kirchlichen Gremien zu verwehren." Jedoch müsse der Kern der Auseinandersetzung eine inhaltliche sein, und auch eine selbstkritische Komponente enthalten. "Die Kirchen müssen sich auch mit ihrem eigenen Rassismus auseinandersetzen, und ihrem Antijudaismus. Das lässt sich aber nur selten an Mitgliedschaften festmachen."