Politologe lobt Bischöfe für Worte gegen Rechtsextremismus

Kirche soll Demokraten stärken

Das Papier der deutschen Bischöfe zu Rechtsextremismus stößt auf große Aufmerksamkeit. Doch das können nur ein erster Schritt in der künftigen Auseinandersetzung sein, meint Politologe Henning Flad.

Demonstrationen gegen Rechtsextremismus / © Heiko Rebsch (dpa)
Demonstrationen gegen Rechtsextremismus / © Heiko Rebsch ( dpa )

Der Berliner Politikwissenschaftler Henning Flad hat das Grundsatzpapier der katholischen Bischöfe zu Rechtsradikalismus und AfD begrüßt und die Kirche zugleich aufgefordert, die demokratischen Kräfte gegen Rechts zu unterstützen.

Erklärung der deutschen Bischöfe - Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar

Das Papier zeige eine klare Distanzierung von rechtspopulistischen und rechtsextremistischen Tendenzen, sagte der Projektleiter der "Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche + Rechtsextremismus" am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Die Bischöfe hätten klar gemacht, dass völkische, rassistische und ausländerfeindliche Ideenwelten der Rechten mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe und des Schutzes von Flüchtlingen nicht vereinbar seien.

Henning Flad (privat)

Flad unterstrich, dass die Kirche diese Position jetzt auch im Alltag offensiv umsetzen solle. Es gebe insbesondere im ländlichen Raum in Ostdeutschland zahlreiche Kommunalpolitiker und engagierte Menschen, die wegen ihres Einsatzes für Demokratie und gegen Rechtsextremismus bedroht und eingeschüchtert würden. "Aus meiner Sicht ist die Unterstützung eines Bischofs für diese Menschen wichtiger als seine Teilnahme an einer Großdemonstration am Brandenburger Tor."

Theologische Auseinandersetzung mit Rassismus wichtig

Flad ermunterte die Kirche zudem zu einer intensiven, auch theologischen Auseinandersetzung mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Es gehe dabei auch um rechte Strömungen, die christliche Symbolik und christliche Traditionen für sich nutzten.

Zwar ermutige die AfD insgesamt eher zum Kirchenaustritt. Dennoch sei die Parole von der "Rettung des christlichen Abendlandes" die wichtigste rechtsextreme Parole der letzten zehn Jahre. "Das ist natürlich etwas, womit sich die Kirchen kritisch auseinandersetzen müssen. Das sind Vereinnahmungsversuche, die zurückgewiesen werden müssen."

Fahnen der AfD / © Peter Steffen (dpa)
Fahnen der AfD / © Peter Steffen ( dpa )

Zur Frage, ob AfD-Mitglieder sich ehrenamtlich oder hauptamtlich in der Kirche engagieren dürften, sagte Flad: "Es kann eine wichtige Normsetzung bedeuten, AfD-Mitgliedern die Mitarbeit in kirchlichen Gremien zu verwehren." Jedoch müsse der Kern der Auseinandersetzung eine inhaltliche sein, und auch eine selbstkritische Komponente enthalten. "Die Kirchen müssen sich auch mit ihrem eigenen Rassismus auseinandersetzen, und ihrem Antijudaismus. Das lässt sich aber nur selten an Mitgliedschaften festmachen."

Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit (September 24) 61 Mitglieder an.

Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.

Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo der Deutschen Bischofskonferenz auf einem Schild neben dem Eingang zum Sekretariat der DBK / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA